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International Heikler Fall für Apple: Terroristen-Handy von San Bernardino

Die US-Bundespolizei FBI verlangt von Apple, iPhones zu entsperren, aber der Konzern wehrt sich dagegen. Beim Attentäter von San Bernardino dürfte das zum Modellfall werden, der auch noch den Kongress beschäftigen könnte, sagt ein auf Cyberrecht spezialisierter US-Anwalt.

SRF News: Sucht das FBI mit dem Apple-Fall bewusst öffentliche Unterstützung für seine Forderung, Handydaten einsehen zu können? Denn hier geht es ja um Terrorismus mit vielen unschuldigen Opfern.

Robert Cattanach: Ja unbedingt. Das FBI ist schon mal so vorgegangen. Aber in einem weniger emotionalen Fall, da ging es um einen Drogenhändler. Die US-Bundespolizei verlangte damals auch von Apple, das Handy zu entsperren, um an die Gerätedaten heranzukommen. Apple leistete Widerstand, und das FBI kam nicht weiter.

Als sich nun die Tragödie in San Bernardino ereignete und das FBI mit diesem gesperrten iPhone konfrontiert waren, sagte es sich:

Das ist ein denkbar guter Modellfall.
Autor: Robert Cattanach Anwalt für Cyberrecht

Apple argumentiert, würde dieses eine Handy entschlüsselt, mache das alle iPhones unsicherer bei Angriffen. Stimmt das?

Robert Cattanach

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Der Jurist ist auf Cyberrecht spezialisiert. Früher hat Robert Cattanach als Anwalt für das US-Justizministerium gearbeitet, das Fälle im Interesse der staatlichen Agenturen wie das FBI vertritt. Heute arbeitet er für die Anwaltsfirma Dorsey.

Ich möchte mich da nicht festlegen, denn beide Seiten haben gute Argumente. Aber kurzfristig und technisch gesehen glaube ich, Apple übertreibt damit ein wenig. Nach Auskunft von Experten könnte Apple dieses eine Mobiltelefon als Einzelfall sehr wohl entsperren

Aber das Unternehmen sorgt sich um seine längerfristige Perspektive und fragt sich, was passieren könnte bei einem nächsten solchen Begehren und bei allen weiteren. Wo ziehen wir hier die Grenzen, und was machen wir, wenn das FBI noch weitergehende Forderungen stellt und etwa Einfluss auf die Verschlüsselung nimmt?

Auch den automatischen Löschmechnanismus ausser Kraft zu setzten gibt nicht automatisch Zugriff auf die Handydaten. Das ermöglicht dem FBI ja nur, sozusagen mit der Holzhammermethode den Zugangscode zu entschlüsseln.

Das FBI wirft Apple vor, den Fall für Selbstmarketing zu nutzen und damit seinen Kunden weltweit zu zeigen, dass man für sie kämpfe. Wie sehen Sie das?

Nein, das glaube ich nicht. Apple will seine Marke schützen. Sie sagen, die iPhones sind sicher. Wir können sie nicht entsperren, dann können es aber auch die Behörden nicht. Das ist vor allem ein technisches Bekenntnis und noch keine Marketingkampagne. Aber es könnte natürlich eine daraus entstehen, sollte Apple erfolgreich Widerstand leisten können.

Für die Technologiebranche steht viel auf dem Spiel

Wie wichtig ist dieser Fall für die gesamte amerikanische Technologiebranche?

Das ist ein sehr wichtiger Präzedenzfall für die Branche. Damit wollte das Sillicon Valley nie konfrontiert sein. Denn die Tech-Industrie achtet genau darauf, keine Informationen weitergeben müssen. Da geht es um Prinzipien der Geschäftsstrategie.

Wird dieser Streit letztlich vor dem Kongress landen?

Die Gerichte sind für gut eingrenzbare Fälle geeignet, die sie aufgrund der Gesetze des Kongresses entscheiden können. Hier geht es zwar um einen Einzelfall, aber mit vielen Implikationen und komplexen Fragen darüber hinaus, die teilweise auch das demokratische System tangieren. Da ist der Kongress die richtige Instanz.

Apple sitzt in der Zwickmühle.
Autor: Robert Cattanach Anwalt für Cyberrecht

Das FBI ist dabei in einer komfortablen Situation: Wenn die Richter ihm Recht geben, dann hat es, was es will. Weisen sie das Begehren ab, dann wird das FBI den Kongress anrufen mit dem Argument, die Gerichte könnten ihm mit ihren derzeitigen Mitteln nicht zu den verlangten Informationen verhelfen. In diesem Fall wird das FBI verstärkt Druck auf den Kongress ausüben, eine neue Gesetzesgrundlage zu schaffen.

Für Apple ist das also ein ziemlich heikler Streitfall.

Ja, das ist er. Apple ist in der Zwickmühle. Verliert der Konzern vor Gericht, dürfte es für ihn schwierig werden, vom Kongress Unterstützung zu bekommen. Ein Unternehmen, das auf Sicherheit und Privatsphäre seiner Kunden setzt, hat keine andere Wahl, als zu kämpfen und das zum Musterfall zu erklären.

Das Gespärch führte Priscilla Imboden.

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