Nach jahrelanger Belagerung hat am Donnerstagabend erstmals ein Konvoi mit Nahrungsmittelhilfe die syrische Rebellenhochburg Daraja erreicht. Neun Lastwagen mit Essen und Medikamenten seien in der südöstlich von Damaskus gelegenen Stadt angekommen, sagte der Einsatzleiter des syrischen Roten Halbmonds, Tamam Mehres, der Nachrichtenagentur AFP.
Die Hilfsgüter sollten die Versorgung für rund einen Monat sicherstellen. Bereits Anfang Juni hatten UNO-Helfer Daraja erreicht – allerdings ohne Nahrungsmittel. Die jahrelang belagerte Stadt war zu einem Symbol für das Leiden der syrischen Zivilbevölkerung geworden.
Daraja wird seit 2012 von Regierungstruppen belagert. Es war das erste Mal, dass ein Hilfskonvoi mit Nahrungsmitteln die Stadt mit ihren rund 8000 Einwohnern erreichen konnte. Die Stadt war eine der ersten, die sich nach Beginn des Aufstands 2011 gegen die Regierung in Damaskus erhoben hatte.
Hilfsgüter reichen nicht aus
Ein Vertreter der Rebellen in Daraja, Schadi Matar, bestätigte gegenüber AFP das Eintreffen der Hilfen. Diese seien aber «unzureichend für all die Bewohner unter der Belagerung», schrieb Matar. Den Einwohnern seien weitere Lieferungen zugesagt worden. Einen grossen Andrang habe es zunächst nicht gegeben: «Wegen der Bombardierung der Stadt haben viele Leute Angst, aus dem Haus zu gehen und sich in Gruppen zusammenzufinden.»
Am Donnerstag hatte die UNO bekannt gegeben, dass die syrische Führung die Erlaubnis erteilt habe, bis Monatsende humanitäre Hilfskonvois in alle 19 belagerten Regionen des Landes fahren zu lassen. Der UNO-Sondergesandte Staffan de Mistura hatte allerdings zu bedenken gegeben, dass es derartige Zusicherungen aus Damaskus früher schon gegeben habe, dass sie dann aber nicht eingehalten wurden.
Von Assad abhängig
Hilfslieferungen für die syrische Zivilbevölkerung sind weitgehend vom Einverständnis der Regierung in Damaskus abhängig. Der Landweg ist der effizienteste Weg, Hilfsgüter in belagerte Städte zu bringen, doch hatte Damaskus bisher vielfach den Zugang verweigert. In den 19 belagerten Städten und Regionen leben nach UNO-Angaben knapp 600'000 Menschen ohne ausreichend Zugang zu Nahrung, Trinkwasser und Medikamenten. Die meisten Gebiete werden von den Regierungstruppen belagert.
Die UNO hatte die syrische Regierung schon mehrfach gebeten, Hilfslieferungen auf dem Landweg zuzulassen. Zuletzt war auch über eine Luftbrücke diskutiert worden. Die Versorgung aus der Luft ist aber vergleichsweise teuer und gefährlich.