Frankreichs Präsident François Hollande hat bei einem Besuch in Calais die endgültige Schliessung des Flüchtlingscamps zugesichert. Die Regierung werde «diesen Weg zu Ende gehen», sagte Hollande. In dem als «Dschungel von Calais» bekannten Lager in der Nähe des Hafens am Ärmelkanal leben etwa 7000 Menschen in Hütten und Zelten. Immer wieder versuchen Migranten, auf Lastwagen in Richtung Grossbritannien zu gelangen.
Hollande blieb dem Lager fern
Die Situation ist politisch brisant, auch mit Blick auf die Präsidentschaftswahl im kommenden Frühjahr. Die Räumung wurde Anfang September angekündigt, die Menschen sollen auf Aufnahmezentren im ganzen Land verteilt werden. Ein Datum ist noch nicht bekannt, Hollande hatte am Samstag aber von den «kommenden Wochen» gesprochen. Wer kein Recht auf Asyl hat, soll ausgewiesen werden.
Der sozialistische Präsident begründete die Pläne in einer Rede vor Polizisten auch mit humanitären Gesichtspunkten. «Wenn wir Würde, Solidarität und Schutz sicherstellen wollen, müssen wir das Heideland von Calais räumen», betonte er. Es war sein erster Besuch als Staatschef in Calais, zum «Dschungel»-Gelände begab er sich nicht.
Warnung an die Gegner
Er warnte davor, die Situation zu instrumentalisieren – eine Anspielung auf konservative Oppositionspolitiker, die angesichts der Regierungspläne vor vielen «Mini-Calais» in ganz Frankreich gewarnt hatten. Zugleich äusserte Hollande Verständnis für Unmut in der Region Calais. Geschäftsleute klagen über Umsatzeinbrüche, Lastwagenfahrer fürchten Strassenblockaden durch Migranten, Tag für Tag sind Hunderte Polizisten im Einsatz.
Ein Tunnel, bewacht wie ein Tresor
In Calais sammeln sich schon seit Jahren Migranten, die illegal nach Grossbritannien gelangen wollen. Im Zuge der internationalen Flüchtlingskrise spitzte sich die Situation aber zu. Seit dem Frühjahr 2015 entstand auf einem Brachland ein Lager aus Zelten, Hütten und inzwischen auch vom Staat finanzierten Containern.
Obwohl die Behörden einen Teil des Geländes im März räumten, leben dort aktuell 6500 bis 7500 Menschen. Hilfsorganisationen sprechen sogar von mehr als 10 000 Migranten. Der Hafen und der Tunnel unter dem Ärmelkanal werden inzwischen streng abgeschirmt. «Die Grenze ist komplett dicht», sagte Hollande.