Hotel «Mado», vier Sterne. Auf dem Schild beim Eingang steht: Biergarten im Innenhof, Golf-Business Hotel mit Dampfbad, Whirlpool, Sauna, Solarium. Doch das ist Geschichte seit Oktober 2014, wie Hotelier Ralf Plesser erzählt.
Damals wollte die Stadt Köln ein Containerdorf auf dem Parkplatz neben Hotel errichten. Plesser fürchtete um seine Gäste, Touristen und Messebesucher, und hat deshalb das Hotel für eritreische Asylbewerber geöffnet. Der alte Betrieb wurde komplett eingestellt.
Auf einem Rundgang durch das Flüchtlingshotel «Mado» zeigt sich, dass Vieles geändert hat: Der ehemalige Wellness-Bereich mit Sauna und Dampfbad ist jetzt eine Küche. Und selbst in einem früheren Hotelzimmer steht jetzt ein Kochherd. Das frühere Hotelmobiliar ausser dem Spiegel ist verschwunden.
Unterm Strich kommt es etwa aufs Gleiche heraus.
Die Investitionen für den Umbau beziffert Plesser auf rund 200‘000 Euro. Trotzdem ist das betriebswirtschaftliche Fazit positiv. Plesser hat einen Vertrag mit der Stadt Köln für drei Jahre abgeschlossen, erhält jede Nacht pro Asylbewerber etwas mehr als 20 Euro. Dies ergibt bei 130 Asylbewerbern pro Tag 2600 Euro und pro Monat etwa 78‘000 Euro.
Das passt. Auch im Vergleich zum früheren Hotelbetrieb, der laut Plesser gut ausgelastet war. Allein der Messestandort brachte 60 bis 70 Prozent der Gäste. Unter dem Strich komme es etwa aufs Gleiche heraus.Plesser engagiert sich und setzt sich gerne für eine gute Sache ein. Aber er bleibt auch Kaufmann. Muss er ja auch.
Missbräuche
Die Unterbringung von Flüchtlingen sei ein Milliardengeschäft, schreibt die «Frankfurter Allgemeine Zeitung». Und bei diesem Geschäft gibt es auch Missbrauch. Hierbei ist Berlin ist ein gutes Stichwort. In der Hauptstadt erhalten die privaten Hostels 50 Euro pro Flüchtling und Nacht – auf Gutschein-Basis.
«Das krasseste Beispiel hat mit ein Kollege aus Spandau erzählt, wo in einer Fabrikhalle auf Euro-Paletten Iglu-Zelte aufgestellt waren», berichtet der Bezirksbürgermeister von Berlin Mitte, Christian Hanke. Der Flüchtlingen seien die Hostel-Gutscheine abgenommen worden mit dem Hinweis, es handle sich um eine ordentliche Unterkunft.
Platzmangel treibt die Preise hoch
Die Platzverhältnisse sind so beengt, dass Container das Drei- bis Vierfache kosten. Gemäss der Lokalpresse hat die Stadt Berlin sogar ein Bürogebäude beschlagnahmt, dass in einem Konkursverfahren zum Verkauf steht.
Berlin muss auch auf Makler zurückgreifen. «Ich kann ihnen nicht sagen, wie hoch die Maklergebühr ist, die ist ja meist auf Provisionsbasis», sagt Hanke. Es koste so oder so, Wohnraum zur Verfügung zu stellen.
Da zurzeit die Regelsysteme nicht oder zu langsam funktionierten, müsse auf solche Angebote zurückgegriffen werden: «Denn ein Containerdorf baut man nicht innerhalb von zwei Wochen auf.»
50 Euro pro Person und Nacht – das läppert sich
Hanke selbst hat gestern zwei Syrer für eine Nacht bei sich aufgenommen. Andere machen damit ein Geschäft. Dazu gehören auch Betreibern von Ferienwohnungen, die Flüchtlinge unterbringen. Hanke hält hier eine ortsangemessene Miete für akzeptabel.
Bei Wohnungen wäre eine ortsangemessene Miete in Ordnung.
Die Vermieter aber wollen pochen auf 50 Euro pro Person und Nacht, was dann Mieten von um die 3500 Euro ergibt. Dies ist wohl kaum mehr angemessen, denn dafür gibt es in Berlin eine Super-Luxus-Wohnung.