Vor den Syrien-Gesprächen in Lausanne herrscht eine regelrechte Kakophonie. Russlands Aussenminister Sergej Lawrow lässt verlauten, er verspreche sich nichts. Aus Moskau heisst es mal, es gehe einzig um die Bekämpfung der islamistischen al-Nusra-Front. Ein andermal, man sei für humanitäre Korridore zu haben.
Als sich jedoch Russland und die USA vor einem Monat auf solche verständigt hatten, beschossen russische und syrische Flugzeuge gleich den ersten grossen Hilfsgüter-Konvoi.
Eiszeit zwischen USA und Russland
Für US-Aussenminister John Kerry hat die Einstellung der Luftangriffe auf Aleppo Priorität. Er lässt sich nicht entlocken, ob er auch bilateral mit seinem Kollegen Lawrow sprechen will. Washington brach vor zehn Tagen in der Syrienfrage den Dialog mit Moskau ab.
Gemunkelt wird, die USA erwögen, ihr militärisches Engagement in Syrien hochzufahren. Plausibel scheint das nicht. Ebensowenig wie die Gerüchte, die Präsidenten der Türkei und Russlands hätten einen Lösungsvorschlag vorbereitet, der nun enthüllt werden solle.
In Lausanne erwartet werden auch die Aussenminister der Türkei, Saudi-Arabiens, des Iran, auch von jenen aus dem Irak, Qatar und Ägypten ist die Rede. Wer tatsächlich kommt, ist unklar. Der Iran sagte zuerst zu, dann ab. Aktueller Stand: Aussenminister Mohammed Javad Zarif kommt nun doch.
Alles nur Taktik? Wohl kaum
Niemand hat einen Plan, niemand einen Kompromissvorschlag und eigentlich niemand irgendwelche Hoffnungen. Das könnte zwar Taktik sein, um die Erwartungen zu dämpfen. Ist es aber wohl nicht.
Tatsache ist einzig, dass kurz vor Beginn des Lausanner Treffens die russisch-syrischen Luftschläge auf Aleppo und die Bodenoffensive gegen die von Rebellen gehaltenen Teile der Stadt mit besonderer Heftigkeit stattfinden.