Die Absage der für Donnerstag geplanten Friedensverhandlungen ist eine weitere Hiobsbotschaft für die Bevölkerung der Ostukraine. Mit dem Einbruch des Winters hat sich die Lage der Menschen ganz massiv verschlechtert. Viele Wohnhäuser sind zerstört oder die Kämpfer der Separatisten haben sich in den Wohnungen eingerichtet und kämpfen von dort aus.
Ein grösserer Teil der im Krisengebiet zurückgeblieben Zivilisten ist gezwungen, unter äusserst schwierigen Bedingen in Kellern und Bunkern zu leben. «Mit Blick auf die Zivilbevölkerung muss von einer eigentlichen humanitären Katastrophe gesprochen werden», sagt SRF-Korrespondent Peter Gysling in Moskau.
Ältere Menschen besonders betroffen
In der Region Donbass funktioniert vielerorts fast nichts mehr, was zu einer normalen Infrastruktur gehören würde. Zwar liefert die Ukraine nach wie vor etwas Gas und Strom, aber viele Heizsysteme sind zum Teil zerstört. Die Versorgung mit Lebensmitteln klappt nur ganz rudimentär.
Schlimm steht es nach den Worten von Gysling auch um die medizinische Versorgung und Betreuung. Darunter leiden vor allem ältere Menschen, denn diese sind mehrheitlich im Krisengebiet zurückgeblieben.
Seit dem Sommer sind über eine Million Menschen aus der Ostukraine geflüchtet. Sie leben entweder als intern Vertriebene in der Zentralukraine oder als Flüchtlinge oder vorläufig Aufgenommene in der russischen Föderation.
Zwiespältige Rolle der Kiewer Führung
Dazu kommen die von Kiew jüngst vorgenommenen administrativen Abgrenzen gegenüber den Menschen im Donbass. Etwa wenn es um Dokumente oder Renten geht, die von den Menschen in den ukrainisch kontrollierten Gebieten eingefordert werden müssen.
Die Regierung begründe dies unter anderem damit, dass die offiziellen ukrainischen Behörden keinen ungestörten und freien Zugang mehr hätten, sagt Gysling. Vielleicht wolle die Regierung der Bevölkerung aber auch deutlich machen, dass sich die Präsenz der separatistischen Kämpfer nachteilig auswirke.