Drei Monate nach der tödlichen Gruppenvergewaltigung in Indien ist der mutmassliche Drahtzieher tot in seiner Gefängniszelle aufgefunden worden. Die Behörden gehen davon aus, dass er Selbstmord beging.
Der Hauptangeklagte war zum Zeitpunkt seines Todes nicht allein in seiner Gefängniszelle. Mit ihm seien drei weitere Insassen untergebracht gewesen, sagte ein Gefängnissprecher. Die Männer seien nicht wegen des Verbrechens an der 23jährigen Studentin angeklagt gewesen. Der Vorfall werde untersucht.
Der 33jährige Hauptangeklagte sei mit einer Bettdecke erhängt aufgefunden worden. Die Leiche habe keine äusseren Verletzungen aufgewiesen und werde zur Autopsie in ein Spital gebracht.
Verteidiger spricht von Verschwörung
Die Verteidiger der Angeklagten hatten mehrfach erklärt, ihre Klienten würden im Gefängnis von anderen Insassen auf Geheiss der Polizei gefoltert. Der Tod des Hauptangeklagten sei «eine durchgeplante Verschwörung», sagte dessen Verteidiger.
Auch der Vater des Opfers kritisierte die Behörden scharf. «Wie konnten sie ihn die Art wählen lassen, auf die er sterben wollte?», sagte er. Die Polizei habe versagt und er frage sich, wie es mit dem Verfahren weitergehen werde.
Die Mutter der Toten zeigte sich ebenfalls schockiert. Sie habe Gerechtigkeit für ihre Tochter gewollt, aber nun sei der Hauptangeklagte tot, sagte sie.
Anführer der Gruppen-Vergewaltigung
Der 33Jährige galt als der Anführer einer Gruppe von fünf Männern und eines Minderjährigen, die wegen Misshandlung der 23jährigen angehenden Physiotherapeutin vor Gericht stehen. Nach Polizeiangaben soll der Mann die Idee zur Tat gehabt haben.
Die junge Frau erlag knapp zwei Wochen nach der blutigen Tat in einem Spital in Singapur ihren Verletzungen. Allen fünf volljährigen Angeklagten droht die Todesstrafe, ein sechster mutmasslicher Täter steht vor einem Jugendgericht.
Bereits Dutzende Zeugen angehört
Der Prozess gegen die fünf volljährigen Angeklagten ist seit Januar im Gang. Die Angeklagten plädierten auf nicht schuldig. Das Verfahren läuft vor einem Schnellgericht, das fast täglich tagt. Bislang wurden laut einem Verteidiger die Hälfte der 90 Zeugen angehört.
Die brutale Tat hatte in Indien eine Welle der Entrüstung ausgelöst. Es begann eine breite Diskussion über die Sicherheit von Frauen in der Öffentlichkeit und Rollenbilder in der indischen Gesellschaft. Auch im Ausland fanden der Fall und die zahlreichen Proteste in den Wochen danach Beachtung.
Nach der Tat wurden zahlreiche Massnahmen verabschiedet wie spezielle Notrufnummern für Frauen, mehr Polizeikontrollen auf den Strassen und eine zentrale Datenbank für alle verurteilten Vergewaltiger.