Klare Worte von Irans Präsident Hassan Rohani: Bei seiner Rede an der UNO-Generalversammlung hat er dem Westen vorgeworfen, für den Aufstieg des Terrorismus in der Welt verantwortlich zu sein. Der Westen habe strategische Fehler begangen und damit den Nahen Osten, Zentralasien und den Kaukasus in einen «Himmel für Terroristen» verwandelt.
Wie verfehlt die Strategie gewesen sei, zeige sich auch in einer falschen Einschätzung der Entwicklung in Syrien, so Rohani.
Es war der zweite Auftritt des iranischen Präsidenten bei der UNO-Vollversammlung. Sein Vorgänger Mahmud Ahmadinedschad hatte in New York mehrfach für einen Eklat gesorgt, indem er den Westen oder Israel beschimpfte.
Das Ergebnis von Kolonialismus und Rassismus
Terrorismus sei das Ergebnis von Armut, Unterentwicklung, Diskriminierung, Demütigung und Ungerechtigkeit, so Rohani weiter. «Man muss diese Wurzeln kennen, wenn man die Quellen des Terrorismus austrocknen will.» Der Westen habe das nicht begriffen. Die heutige Feindseligkeit gegen den Westen sei das Ergebnis des Kolonialismus von gestern und des Rassismus von gestern. Dennoch vertraue der Westen im Kampf gegen den Terror nicht auf andere.
«Nach der Bereitschaft, im Antiterrorkampf eng zu kooperieren, klingt das nicht», analysiert SRF-Korrespondent Fredy Gsteiger die Rede des Präsidenten.
«Eine moderate Nation»
Weniger harsche Worte wählte Rohani in Bezug auf den Streit um die westlichen Sanktionen gegen den Iran. Diese seien «ein strategischen Fehler gegen eine moderate und unabhängige Nation». Sein Land wolle sich nur entwickeln und kenne keine aggressive Politik. Es sei «ein Mythos», dass Teheran Muslime in anderen Ländern kontrollieren wolle.
Das Echo auf Rohanis zweite Rede dürfte – anders als vor einem Jahr – durchwachsen sein, sagt Gsteiger: Zugeständnisse wolle das Regime offenbar keine machen. «Nicht mal eine Einschränkung der umstrittenen Uran-Anreicherung bietet er an, von einem Verzicht ganz zu schweigen.»