Der Isis hat in einer im Internet veröffentlichten Audiobotschaft ein «Kalifat» ausgerufen. Diese Regierungsform ist seit fast 100 Jahren verschwunden. Zudem ernannte die Isis ihren Chef Abu Bakr al-Bagdadi zum «Kalifen» und damit zum «Anführer aller Muslime». Zudem hiess es, alle Muslime müssten dem neuen Kalifen Gefolgschaft schwören.
Gelehrter: Bagdadi «vom Glauben abgefallen»
Islamische Gelehrte aus aller Welt lehnen jedoch das ausgerufene Kalifat ab. In ihren Botschaften verkünden sie, kein Muslim sei verpflichtet, dem selbst ernannten Kalifen Abu Bakr al-Baghdadi seine Loyalität auszusprechen.
Die über Teile des Iraks und Syriens herrschenden Isis-Terroristen werden von vielen Gelehrten als unislamisch bezeichnet, weil sie den Tod von anderen Muslimen in Kauf nehmen. So nannte der marokkanische Gelehrte Umar al-Hadduschi laut arabischen Medien den Isis-Kommandanten Baghdadi einen «vom Glauben abgefallen».
Offensive gegen Isis
Derweil kämpfen irakische Truppen weiter um die Kontrolle der Stadt Tikrit im Norden des Landes. Das Militär teilte mit, dass die Universität von Tikrit unter Kontrolle sei. Mehr als 70 «Terroristen» der Gruppe Islamischer Staat im Irak und in Syrien (Isis) seien getötet worden.
Die Soldaten seien am Sonntagabend sehr nahe an das Gebäude des Provinzrates und andere Regierungseinrichtungen herangerückt, sagte ein Offizier der Nachrichtenagentur dpa.
Die Offensive werde fortgesetzt, um die Isis-Kämpfer zur Aufgabe zu zwingen. Die Angaben liessen sich von unabhängiger Seite nicht überprüfen.
Wie weit die Regierungssoldaten Teile der Stadt zurückerobern konnten, ist nicht ganz klar. Einwohner berichteten, die militanten Isis-Dschihadisten würden sich weiterhin in weiten Teilen der Stadt befinden. Irakische Regierungssprecher erklärten dagegen, das Militär habe Aussenquartiere von Tikrit erreicht. Es würden gepanzerte Fahrzeuge und Kampfhelikopter gegen die Isis-Kämpfer eingesetzt.
Warnung vor «Dschihad-Touristen»
US-Präsident Barack Obama warnte unterdessen vor «Dschihad-Touristen». Europäer, die zum Kämpfen in die Region reisten, könnten auch eine Gefahr für die Sicherheit Amerikas darstellen. Obama sagte gegenüber dem Fernsehsender ABC, dass die Dschihadisten nun im Irak und in Syrien Kampferfahrung sammeln. «Dann kommen sie zurück. Sie haben europäische Pässe und brauchen kein Visum, um in die USA einzureisen.»
Daher sei es wichtig, dass die USA ihre Geheimdienstaktivitäten in der Region ausbauen würden. Obama versicherte auch, dass Spezialeinheiten eine wichtige Rolle spielen werden. «Es wird Schläge gegen Organisationen geben, die uns gefährden könnten.»
Suchoi-Kampfjets eingetroffen
Die irakischen Streitkräfte haben derweil eine erste Lieferung von fünf gebrauchten russischen Kampfflugzeugen erhalten. Die Jets des Typs Suchoi Su-25 sollen die irakischen Truppen im Kampf gegen die extremistischen Isis-Milizen unterstützen.
Regierungschef Nuri al-Maliki hatte in der vergangenen Woche der BBC gesagt, der Irak habe sich mit Russland und Weissrussland über den Kauf der Kampfflugzeuge geeinigt. Das Geschäft soll laut dem Sender einen Umfang von rund 500 Millionen US-Dollar haben.