Der Gaza-Krieg hat in zwei Wochen schon mehr als 500 Menschenleben gefordert, darunter nahezu 100 Kinder. Und der Konflikt droht noch blutiger zu werden. Die israelische Bodenoffensive gegen militante Palästinenser im Gazastreifen entwickelt sich immer mehr zu einem verlustreichen Häuserkampf.
Der UNO-Generalsekretär Ban Ki Moon reiste angesichts der dramatischen Lage in die Region. Er forderte einen sofortigen Waffenstillstand im Gazastreifen. Und er fand ungewohnt deutliche Worte, gerichtet an Israel: «Israel muss Zivilisten viel besser schützen», monierte Ban.
Auch US-Aussenminister John Kerry flog nach Kairo, um zunächst mit Regierungsvertretern in Kairo zu beraten. Ägypten hat mehrfach erfolgreich zwischen Israel und der Hamas vermittelt.
Eine Entspannung der Lage ist jedoch nicht in Sicht. Es könnten noch schwere Tage bevorstehen, kündigte der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu eine Ausweitung der Offensive an. «Wir werden so lange weitermachen wie nötig», sagte er.
Palästinenserpräsident Mahmud Abbas und Hamas-Führer Chaled Maschaal forderten bei einem Treffen in Katars Hauptstadt Doha ein Ende der «israelischen Aggression» und eine Aufhebung der Blockade des Gazastreifens. Sie vereinbarten zudem, die Gespräche über eine Waffenruhe mit den verschiedenen palästinensischen Gruppen und den internationalen Partnern fortzuführen.
SRF-Korrespondent Pascal Weber glaubt nicht an einen schnellen Erfolg der aktuellen Friedensbemühungen, wie er in der Tagesschau sagte. Auf Twitter meldete Weber, dass heftiges Artilleriefeuer in hoher Frequenz auf Gaza niederprassle.
Spital unter Beschuss
Israel nahm mittlerweile selbst Spitäler ins Visier. Bei israelischem Artilleriebeschuss einer Klinik kamen nach palästinensischen Angaben vier Menschen ums Leben und etwa 50 wurden verletzt. Ein Grossteil der Opfer gehörten zum medizinischen Personal der Klinik in Dir el Balah.
Bei einem israelischen Luftangriff auf ein Haus im Zentrum der Stadt Gaza wurden nach palästinensischen Angaben acht Menschen getötet. Die Hälfte davon seien Kinder gewesen, teilten die örtlichen Rettungsdienste mit. Bei einem israelischen Luftangriff in Rafah wurden neun Mitglieder einer Familie getötet, darunter vier Minderjährige.
Raketenalarm in Israel
Radikale Palästinenser feuerten weiter Raketen auf Israel ab – am Montag heulten erstmals seit drei Tagen wieder die Sirenen in Tel Aviv. Nach Angaben der israelischen Armee wurden zwei Raketen über Tel Aviv und drei Raketen über Aschdod abgeschossen. Die Hamas teilte mit, sie habe vier Raketen des Typs M-75 auf Tel Aviv abgefeuert.
In Gaza wurden allein im dicht bewohnten Viertel Sadschaija bei Gefechten in der Nacht zehn Hamas-Kämpfer getötet, wie ein israelische Militärsprecher mitteilte. Mindestens zehn weitere bewaffnete Palästinenser wurden demnach bei einem versuchten Anschlag getötet. Sie waren durch Tunnel aus dem nördlichen Gazastreifen nach Israel vorgedrungen, wie es hiess.
In Sadschaija sind laut Israels Militärsprecher mehrere Tunnel gefunden worden. Die Tunnel führen unterirdisch auf israelisches Gebiet und sollen für Anschläge und Entführungen genutzt werden. Seit Beginn des Bodeneinsatzes am Donnerstag nahm die Armee nach eigenen Angaben 20 Palästinenser fest.
Hoher Blutzoll
Mehr als 3300 Menschen wurden beim jüngsten Gaza-Krieg bereits verletzt. Bis zu 200'000 Menschen sind nach palästinensischen Angaben in dem abgeriegelten Küstenstreifen auf der Flucht.
Auf israelischer Seite übersteigt die Zahl der Toten bereits die Verluste bei der Operation «Gegossenes Blei», die im Januar 2009 endete. Damals waren zehn Soldaten und drei Zivilisten getötet worden, heute sind es bereits 18 Soldaten und zwei Zivilisten.
Die Zahl der getöteten Palästinenser wurde am Nachmittag mit etwa 550 angegeben, darunter nahezu 100 Kinder. Im Gazastreifen leben rund 1,8 Millionen Menschen.