International - JFK – ein Mythos bekommt neue Konturen
Kein anderer Präsident hat sich derart ins kollektive Gedächtnis der USA eingeprägt wie John F. Kennedy. 50 Jahre nach seiner Ermordung lebt der Mythos des einstigen Hoffnungsträgers weiter. Vermehrt wird aber auch die Bedeutung des telegenen Kommunikators während seiner kurzen Amtszeit hinterfragt.
Am 22. November 1963 kurz vor 12.30 Uhr wurde Präsident John F. Kennedy auf seiner Wahlkampfreise in Dallas erschossen. Alle Menschen über 60 erinnerten sich genau, wo und wie sie vom Tod des Präsidenten erfahren haben, stellt der Historiker Chris Arterton von der George Washington Universität fest.
«Das ist aber in der Regel auch schon alles, was ihnen zu Kennedy in Erinnerung kommt. Kein Wunder, denn der politische Leistungsausweis des Präsidenten ist viel dünner, als viele glauben», merkt Arterton an.
Am Anfang ein Kalter Krieger
Auch Richard Norton Smith von der George Mason Universität, der für fünf Präsidentschaftsbibliotheken gearbeitet hat, sieht das ähnlich. Allerdings etwas differenzierter: Kennedy trat an als Kalter Krieger und als einer, der sich nicht um die Anliegen der Bürgerrechtsbewegung kümmern wollte. Dann kam die Kubakrise. Das führte zum Atomsperrvertrag mit den Russen.
Und ab 1963 realisierte er gemäss Norton Smith, dass die Segregation in den USA nicht mehr tolerierbar war und legte ein Bürgerrechtsgesetz vor. «Kennedy ist also im Amt gewachsen – das ist alles, was man sich von einem Präsidenten erhoffen darf», so Norton Smith.
JFK – Hoffnungsträger
Für Robert Dallek, Geschichtsprofessor und Autor einer der besten Kennedy-Biografien, liegt Kennedys Vermächtnis vor allem in der Aufbruchstimmung, die der junge Präsident auszulösen vermochte: Kennedy hatte einen grossen Einfluss auf die Psyche des Landes. Jugendlichkeit, Hoffnung, Möglichkeit, Zukunft, ein besseres Leben für die kommenden Generationen, dafür stehe John F. Kennedy.
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Der Mythos Kennedy ist ungebrochen
09:09 min, aus Echo der Zeit vom 21.11.2013.
Bild: Reuters
abspielen. Laufzeit 9 Minuten 9 Sekunden.
Auf den Präsidenten-Ranglisten der Historiker kommt JFK im Schnitt auf den mittelmässigen 15. Platz. Im Volk sieht's anders aus: Zu Lebzeiten fiel Kennedys Popularität nie unter 50 Prozent. In einer Umfrage vor drei Jahren kam er gar auf eine Zustimmungsrate von 85 Prozent.
Nur Reagan mit ähnlicher Ausstrahlung
Weder die Frauengeschichten noch die verheimlichten Krankheiten, die in der Zwischenzeit publik wurden, hatten einen negativen Effekt. Dallek führt dies auf Kennedys Nachfolger im Weissen Haus zurück: Johnson und Vietnam, Nixon und Watergate, Clinton und Lewinsky oder George. W. Bush und der Irakkrieg - alle keine positiven Identifikationsfiguren.
Die einzigen Präsidenten der jüngeren Geschichte, die Hoffnung und Leadership ausstrahlten, seien Kennedy und Reagan gewesen, sagt Dallek. Beide Präsidenten waren auch gute Kommunikatoren und Verkäufer. Kennedy fast noch mehr als Reagan.
Das Phänomen JFK sei untrennbar mit dem Medium Fernsehen verbunden, sagt Norton Smith. Kennedy habe dessen Bedeutung erkannt und für seine Zwecke eingesetzt: der telegene Präsident, Aufnahmen seiner jungen Familie, Jackie, die einem TV-Team das Weisse Haus zeigte. Und natürlich die Bilder aus Dallas.
Sorgfältig behütetes Image
Der Kennedy-Clan pflegte das JFK-Image in den letzten Jahrzehnten sorgfältig. Professor Arterton stellt dies in seinen Vorlesungen fest: «Meine Studenten sind entsetzt, wenn sie in weniger bekanntem Filmmaterial einen Kennedy sehen, der sich äusserst konservativ zu aussenpolitischen Themen äussert.» Solche Aspekte würden nicht mehr gezeigt und seien vergessen.
Die Geschichtsforschung versucht, ein wahrheitsgetreueres Bild zu zeichnen. Dies bleibt nicht ohne Folgen. Mehr und mehr Menschen in Amerika, vor allem jüngere, sind bereit, nach 50 Jahren auch ein wenig vom Kennedy-Mythos Abschied zu nehmen.
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