US-Vizepräsident Joe Biden wird sich nicht für die Nachfolge von Barack Obama als Präsident der Vereinigten Staaten bewerben. Seine lange mit Spannung erwartete Entscheidung zu einer möglichen Kandidatur für die Wahl im November 2016 gab der 72 Jahre alte Demokrat in Washington bekannt.
Clinton erleichtert
Damit bleiben mit der früheren Aussenministerin und First Lady Hillary Clinton sowie Senator Bernie Sanders aus dem Bundesstaat Vermont zwei Bewerber mit ernstzunehmenden Chancen um die Kandidatur für die demokratische Partei. Clinton gilt als hohe Favoritin. Sie schickte denn auch sofort ein E-Mail los, berichtet SRF-Korrespondent Beat Soltermann. Darin lobe sie Biden und dessen Entscheidung «über den grünen Klee».
Ihre Nomination zur offiziellen Kandidatin der Demokraten sei nun noch wahrscheinlicher geworden, so Soltermann weiter. Auch wenn es bis dahin noch ein steiniger Weg sei.
Befragung zu Bengasi
So muss sich Clinton schon heute Donnerstag einem Kongressausschuss stellen, bei dem laut dem Korrespondenten nicht immer klar ist, ob er die Anschläge auf das US-Konsulat in der libyschen Stadt Bengasi von 2012 untersucht, oder Clintons Wahlkampf ausbremsen will.
Bei Bidens Ankündigung im Rosengarten machte auch Obama einen erleichterten Eindruck. Ihm bleibt jetzt nämlich erspart zu entscheiden, ob er lieber seinen aktuellen Vize oder seine ehemalige Aussenministerin unterstützt.
Biden macht familiäre Gründe geltend
Das Zeitfenster, um eine erfolgreiche Kampagne für eine Kandidatur aufzustellen, habe sich geschlossen, hatte Biden zur Motivation seines Verzichts erklärt. Auch familiäre Gründe nannte er. Der Politiker hatte erst im Mai seinen Sohn Beau verloren. Er war an den Folgen eines Gehirntumors im Alter von nur 46 Jahren gestorben.
«Während meine Familie und ich mit der Trauerarbeit beschäftigt waren, habe ich immer wieder gesagt, dass es gut sein kann, dass der Prozess und die Zeit, die wir dafür brauchen, das Fenster schliessen können – ich habe entschieden, es hat sich geschlossen», sagte Biden. Er wolle sich aber weiter im politischen Prozess aktiv zu Wort melden.
Schlechte Umfragewerte
Biden hatte seine Entscheidung über eine mögliche Kandidatur lange hinausgezögert. Die Umfragen für den Vizepräsidenten als Nachfolger seines «Chefs» Obama waren zuletzt nicht besonders gut. Eine Mehrheit der Wähler der demokratischen Partei hatte sich dafür ausgesprochen, dass Biden nicht ins Rennen gegen Hillary Clinton und Bernie Sanders geht. Für den Fall einer Bewerbung sahen die Meinungsforscher ihn nur auf dem dritten Platz.
Für Biden wäre es der dritte Anlauf auf das Amt des Präsidenten der Vereinigten Staaten gewesen. 1988 war er nach einer Plagiatsaffäre zur Aufgabe gezwungen worden. 2004 war der erfahrene Senator aus dem Staate Delaware bereits in der ersten Vorwahl weit abgeschlagen gescheitert und hatte aufgegeben.