Das ukrainische Militär hat nach eigenen Angaben 15 Opfer des Raketenangriffs auf einen Flüchtlingskonvoi im Osten des Landes geborgen. Ein Militärsprecher sagte in Kiew, die Leichen seien am Montagabend gefunden worden. Die Suche nach weiteren Toten werde fortgesetzt.
Bei der Attacke am Montag wurden nach Angaben des Militärs Dutzende Menschen getötet. Der Regierung in Kiew zufolge sassen in den Bussen Flüchtlinge aus der Stadt Luhansk, darunter zahlreiche Frauen und Kinder. Nach Angaben eines Militärsprechers sind viele der Opfer bis zur Unkenntlichkeit verbrannt.
Die Ukraine wirft den pro-russischen Separatisten vor, für die Tat verantwortlich zu sein, was diese allerdings bestreiten und den Regierungstruppen die Verantwortung zuwiesen. Ein Separatistenanführer deutete gar an, es habe den Vorfall gar nicht gegeben. Bilder von dem Zwischenfall gibt es bislang ebenso wenig wie eine Bestätigung von unabhängiger Seite.
Luhansk erbittert umkämpft
Die Regierungstruppen kämpfen seit vier Monaten gegen die Rebellen, die einen Anschluss des Gebiets an Russland fordern. In den vergangenen Tagen hatten die Kämpfe deutlich an Heftigkeit gewonnen.
Derzeit dringt die ukrainische Armee nach Angaben eines Militärsprechers immer weiter in Luhansk vor. Ein Armeesprecher sagte in Kiew, die Regierungssoldaten hätten einen Stadtteil eingenommen, im Stadtzentrum werde weiter gekämpft.
Die pro-russischen Rebellen hatten den Ort nahe der russischen Grenze im April in ihre Gewalt gebracht. Wegen der anhaltenden Kämpfe fliehen derzeit etwa 500 Menschen pro Tag aus der Stadt, die vor Beginn des Konflikts rund 400'000 Einwohner hatte.
Kämpfe auch in Donezk
Eine Reporterin der Nachrichtenagentur Reuters berichtete auch von Kämpfen im Zentrum der Industriemetropole Donezk. Demnach schossen fünf bis sechs bewaffnete Rebellen, die auf dem Parkplatz eines Einkaufszentrums hinter Autos
Schutz suchten, auf eine andere Gruppe. Zuvor war in Aussenbezirken der Stadt Artilleriefeuer zu hören.
Donezk und Lugansk gelten als die letzten grossen Hochburgen der Rebellen.
Russland erwägt Einfuhrstopp für Pkw
Unterdessen bereitet der russische Präsident Wladimir Putin Vergeltungsmassnahmen für den Fall neuer Wirtschaftssanktionen des Westens vor. «Es werden verschiedene Optionen vorbereitet», sagte Putins Sprecher Dimitri Peskow in Moskau.
Russland sei zwar kein Freund von Sanktionen und initiiere auch keine. «Aber für den Fall, dass unsere Partner ihre unkonstruktiven und sogar zerstörerischen Praktiken fortsetzen, werden zusätzliche Massnahmen ausgearbeitet», sagte Peskow. Das Ausmass der Sanktionen hänge von den Schritten des Westens ab.
Die russische Regierung erwägt, die Einfuhr westlicher Fahrzeuge teilweise oder vollständig zu stoppen, wie die Zeitung «Vedomosti» am Montag berichtet hatte. Der russische Pkw-Markt ist fast so gross wie der deutsche und galt lange Zeit als Hoffnungsträger in Europa.