Um möglichen Terroristen keine Informationen zum gross angelegten Polizeieinsatz in Belgiens Hauptstadt zu geben, waren Presse und Internetnutzer gestern Abend aufgefordert worden, keine Details dazu in den sozialen Medien zu veröffentlichen.
Marc Allemann, Redaktor bei SRF 4 News, hat sich im Netz umgesehen. «Die grosse Mehrheit der Nutzer von sozialen Medien ist dem Aufruf gefolgt», stellt er fest. «Auch die meisten Onlinemedien hielten sich zurück und berichteten nicht aktuell über die Einsätze.»
Als einige Twitternutzer trotz des Aufrufs der Polizei Informationen verbreiteten, reagierten andere mit einer Flut an Katzenfotos. Statt ernster Tweets verbreiteten sie innerhalb kurzer Zeit Fotos, Videos, Comics und Kollagen und zeigten sich dabei laut Allemann höchst kreativ. «Zum Beispiel mit einem Bild eines jungen Kätzchens, das sich einem Polizisten mit gezogener Waffe stellt. Aber auch mit Bildern von Katzen, die Schleier oder Sprengstoffgürtel tragen.»
Das belgische Krisenzentrum bedankte sich noch in der Nacht auf Twitter bei Journalisten und Bürgern für ihre Kooperation – mit einem vollen Napf Katzenfutter.
Bei einer Pressekonferenz hat auch die Staatsanwaltschaft der Öffentlichkeit und den Medien explizit gedankt. Man sei froh, dass Medien und Nutzer von sozialen Medien die laufende Operation mit ihrem Stillschweigen unterstützen würden.
Belgier nutzen Humor als Waffe gegen Angst
Der Journalist Alain Gerlache sagte dem Radiosender La Première, das Vorgehen der Twittergemeinde zeuge von Reife, aber auch von Humor, denn schliesslich sei die Anspannung am dritten Tag des Ausnahmezustands in und um die Hauptstadt Brüssel doch relativ hoch.
Humor als Waffe gegen die Angst – das scheint bei den Belgiern ohnehin anzukommen. Auf dem gleichen Radiosender witzelte am Morgen ein Moderator, neben dem autofreien Sonntag gebe es jetzt also auch den fussgängerfreien Sonntag. Angesichts der Sorgen und Ängste müsse man sich darum an Nietzsche halten. Denn dieser habe – frei übersetzt – gesagt, «das Lachen befreit uns vom Leiden auf der Welt».