Nordkoreas Machthaber Kim Jong Un hat zum Auftakt des ersten Kongresses der herrschenden Arbeiterpartei seit 1980 seine Atompolitik gepriesen. Nordkoreas Militär und das Volk hätten zuletzt den ersten Wasserstoffbombentest unternommen. Einen Satelliten ins All befördert – und damit «die Würde des Landes und seine Macht gestärkt», sagte Kim in seiner Eröffnungsrede in Pjöngjang. Er trug einen dunklen Anzug westlichen Schnitts mit Krawatte – für ihn unüblich.
Kim feierte vor Tausenden Parteidelegierten den Atomversuch im Januar und einen ebenfalls umstrittenen Raketenstart im Februar als «historische Meilensteine», allen internationalen Sanktionen zum Trotz. Der Kongress gilt als wichtigste Versammlung des isolierten Staates seit Jahren.
Spannungen seit dem Atomtest
Nordkorea hatte behauptet, bei dem Test im Januar eine Wasserstoffbombe gezündet zu haben. Dies wurde jedoch von Experten in Südkorea und im Westen bezweifelt. Eine solche Bombe hat eine viel grössere Explosionskraft als eine herkömmliche Atombombe.
Seit dem Atomtest nehmen die Spannungen in der Region zu. Der UNO-Sicherheitsrat hatte als Antwort auf den Nuklearversuch – den vierten – und den umstrittenen Start einer Weltraumrakete die Sanktionen gegen das kommunistische Regime verschärft.
3000 Delegierte werden erwartet
Der Kongress im Haus der Kultur in Pjöngjang wurde hinter verschlossenen Türen eröffnet. Es wird erwartet, dass Kim den Parteitag nutzt, um seine Stellung zu festigen, Führungsämter mit loyalen Anhängern neu besetzt sowie politische und wirtschaftliche Richtlinien ausgibt.
Offiziell teilte das Regime aber nichts über Programm oder Dauer mit. Über 100 eingeladene ausländische Medienvertreter wurden nicht in den Tagungssaal gelassen.
Nach Berichten der amtlichen chinesischen Agentur Xinhua waren etwa 3000 Partei-Delegierte aus dem ganzen Land zu dem Kongress angereist, der vermutlich drei Tage dauern werde. Am ersten Tag wurde ein Rechenschaftsbericht Kims zur Lage des Landes erwartet.
Bestätigung der «Byungjin»-Politik
Wie viel davon nach aussen dringen wird, ist unklar. Die Staatsmedien sprachen in dieser Woche von einem «historischen Ereignis», das den revolutionären Glauben der Nordkoreaner demonstrieren werde. Grundlage des nordkoreanischen Systems ist eine sozialistische Wirtschafts- und Staatsform, die vom früheren Staatschef und Kims Grossvater, Kim Il Sung eingeführt wurde.
Beobachter gehen davon aus, dass der Kongress die Ende März 2013 beschlossene Doppel-Strategie, die so genannte «Byungjin»-Politik, im Prinzip bekräftigen wird. Demnach soll der Aufbau einer Atomstreitmacht und die Entwicklung der Wirtschaft parallel betrieben werden. Offen ist aber, ob es Veränderungen in den wirtschaftlichen Plänen geben wird.
Südkoreanische Medien spekulierten, dass Kim Jong Un seine Schwester Kim Yo Jong, die Ende 20 sein soll, auf einen höheren Posten in der Partei befördern könnte. Sie soll derzeit als stellvertretende Leiterin der Propagandaabteilung des Zentralkomitees tätig sein.