Im Ringen um eine Beilegung des Konflikts in Jemen gibt es laut der UNO einen Hoffnungsschimmer. Die Konfliktparteien hätten sich darauf verständigt, einen Übergangsrat zu bilden, der das Land gemeinsam mit dem Parlament aus der Krise führen solle, sagte UNO-Vermittler Dschamal Benomar. Er sprach von einem «wichtigen Durchbruch, der den Weg zu einer umfassenden Einigung ebnet».
Breite Beteiligung am Übergangsrat
Dem Übergangsrat sollen Vertreter aus dem einst unabhängigen Süden des Landes sowie Frauen und jüngere Leute angehören, die im Oberhaus bislang nicht repräsentiert waren. Der Rat solle anstelle des Oberhauses gemeinsam mit der anderen Parlamentskammer, dem Repräsentantenhaus, für die Gesetzgebung zuständig sein. Das Repräsentantenhaus wird von Abgeordneten der früheren Regierungspartei dominiert, die mit den Huthi sympathisiert.
Die schiitische Huthi-Miliz hat vor einigen Wochen die Macht in der Hauptstadt Sanaa übernommen. In den südlichen und östlichen Landesteilen, die bislang nicht von den Huthi erobert wurden, bewaffnen sich sunnitische Stammesmitglieder und verbünden sich zum Teil mit der radikal-islamischen Al-Kaida. Jemen zählt zu den ärmsten Ländern der Welt und ist Hochburg der Al-Kaida auf der Arabischen Halbinsel.
Jemen droht ein Bürgerkrieg
Angesichts dieser konfliktträchtigen Ausgangslage befürchtet die schweizerisch-jemenitische Doppelbürgerin Elham Manea, das Land könnte in einen Bürgerkrieg abgleiten, der die ganze Region weiter destabilisiert. Die Politologin war Dozentin an der Universität von Sanaa und hat ein Standardwerk über die politischen Parteien des Landes geschrieben.
«Die Situation ist sehr schlimm in Jemen – das Land ist ein gescheiterter Staat», sagt sie gebenüber SRF. Vieles sei in dem Land derzeit unklar. Sicher sei aber, dass die Machtübernahme durch die Huthis zu noch mehr Chaos führen werde.
Vier parallele Konflikte zu lösen
Laut Manea speist sich das Chaos aus mehreren, parallelen Konflikten: So wolle der Süden, der bis 1990 eigenständig war, wieder unabhängig werden. Weiter seien die jemenitischen Stämme mit unterschiedlichen Ausrichtungen des Islam schon immer untereinander zerstritten gewesen. Hinzu komme die islamistische Komponente, indem die Al-Kaida der Arabischen Halbinsel versuche, bei den Sunniten im Land weiter an Einfluss zu gewinnen.
Und: Tendenziell werden die Huthis vom Iran, die sunnitschen Stämme dagegen von Saudi-Arabien unterstützt. «Beide Länder sehen die langfristigen Konsequenzen ihres Handelns nicht», wirft Manea dem Mullah- und dem Wahabitenregime vor. Deshalb gebe es nur eine Lösung für Jemen: Alle ethnischen und religiösen Gruppen müssten zusammen an einem Tisch aushandeln, wie das Land zu organisieren sei. Andernfalls werde Jemen noch stärker als heute zu einem Hort des Terrorismus – mit internationaler Ausstrahlung.