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International Kobane: Terrormiliz IS ist zurück

Der IS ist in Kobane wieder auf dem Vormarsch. Die Terrormiliz habe auch den Sitz der kurdischen Sicherheitskräfte unter ihre Kontrolle gebracht, heisst es. Die USA suchen derweil nach «effektiven Partnern» für die Mission. Für Kobane könnte das alles schon bald zu spät kommen.

Die kurdischen Milizen kontrollieren nicht mehr die ganze Stadt der an der syrisch-türkischen Grenze gelegenen Kurden-Bastion Kobane.

«Die Kämpfe halten an – Strassenkämpfe»

Die IS-Miliz hat nach Informationen der Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte inzwischen den Osten der syrisch-kurdischen Stadt sowie kleinere Gebiete im Nordosten und Südosten unter ihre Kontrolle gebracht. Die Extremisten hätten auch den Sitz der kurdischen Sicherheitskräfte eingenommen, so die Beobachter.

Mehrere Sicherheitskräfte in der für die Kurden strategisch wichtigen Grenzstadt seien getötet worden. Der Kommandant der Verteidiger Kobanis, Esmat al-Scheich, berichtete der Nachrichtenagentur Reuters, die IS-Kämpfer hätten rund ein Viertel der Stadt besetzt. «Die Kämpfe halten an - Strassenkämpfe», sagte er.

Von der nur wenige Kilometer entfernten türkischen Grenze waren am Donnerstag eine heftige Explosion und sporadisches Gewehrfeuer zu hören. Rauch stieg auf. Am Himmel war ein Flugzeug zu hören.

Nato sondiert Lage mit Ankara

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Der neue Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg wird heute Donnerstag in der Türkei erwartet. Vor dem Hintergrund des IS-Vormarsches auf die Grenzstadt Kobane in Nordsyrien will Stoltenberg den türkischen Staatspräsidenten Recep Tayyip Erdogan treffen. Sollte die Terrormiliz IS in Richtung Türkei vorrücken, könnte Ankara den Bündnisfall ausrufen.

US-Luftangriffe nur beschränkt wirksam

Bei acht Angriffen der USA und der jordanischen Luftwaffe nahe Kobane seien unter anderem gepanzerte Fahrzeuge, ein Nachschubdepot sowie ein Kommandozentrum und Baracken der IS zerstört worden. Insgesamt seien am Mittwoch in Syrien neun Luftangriffe gegen die IS-Milizen geflogen worden. Die USA hätten zudem drei Luftschläge im Irak ausgeführt.

US-Präsident Barack Obama gestand bei einem Besuch im Verteidigungsministerium ein, dass der Kampf gegen IS weiterhin schwierig sei. «Es bleibt eine schwierige Mission. Wie ich von Anfang an angedeutet habe, ist dies nichts, was über Nacht gelöst werden wird.»

USA suchen «fähigen Partner»

Laut Pentagon reichen die Luftschläge nicht, um die Terrormiliz in die Flucht zu schlagen und die Stadt Kobane zu retten. Die Angriffe hätten zwar durchaus gewirkt, sagte Pentagonsprecher John Kirby: «IS besitzt Kobane derzeit nicht.» Möglicherweise habe sich ein Drittel der Kämpfer zurückgezogen – auch wegen des militärischen Drucks, den die USA und ihre Verbündeten aus der Luft ausgeübt hätten.

Dennoch warnte Kirby, dass Luftangriffe allein nicht ausreichten, um die Belagerung Kobanes zu stoppen. Ein Grund dafür sei, dass es noch keinen «gewillten, fähigen, effektiven Partner» gebe, der das internationale Bündnis unterstützen könnte.

«Es ist einfach ein Fakt. Ich kann das nicht ändern.» Deshalb drängten die USA darauf, die Trainings- und Ausrüstungsmission für die als gemässigt geltenden syrischen Rebellen in Saudi-Arabien zu starten. Dies dürfte allerdings Monate dauern.

Kritiker fordern derweil eine neue Strategie, bei der Luftangriffe auch von Soldaten am Boden gesteuert werden.

Kampf um Kobane

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Die türkische Regierung will der kurdischen Bevölkerung helfen, hält jedoch mit einem Militäreinsatz in Syrien zurück. Journalist Kurt Pelda rechnet mit dem Schlimmsten, wenn der IS die Stadt erobert. Hier mehr.

Pufferzone wieder im Gespräch

Angesichts der schweren Kämpfe in Kobane wird nun erneut über die Einrichtung einer Pufferzone laut nachgedacht. Die mehr als eine Million Flüchtlinge, die bereits die Grenzen überquert hätten, seien ein Problem für die Türkei, den Libanon und Jordanien, sagte US-Aussenminister John Kerry. Auch sein britischer Amtskollege Philip Hammond sagte bei dem Treffen mit Kerry, die Idee einer Pufferzone sei noch nicht vom Tisch.

Der Bürgermeister von Erbil, der Hauptstadt der autonomen Kurdenregion im Nordirak, forderte seinerseits entschlossenere Hilfe für Kobane: «Es scheint, als wird Kobane bewusst geopfert», sagte Nihat Latif Kodscha der «Welt».

Und weiter: «Ich kann verstehen, dass die Türkei nicht gerne mit der syrisch-kurdischen PYD zusammenarbeitet, schliesslich steht sie der kurdischen Arbeiterpartei PKK nahe, die seit Jahren in der Türkei zum Teil militant aktiv ist. Aber diesen Streit sollte man jetzt beilegen und IS gemeinsam besiegen.» Auch die westliche Luftunterstützung für die Verteidiger der kurdischen Stadt sei nicht effektiv.

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