Seit 1975 ist Juan Carlos der König von Spanien – jetzt geht die Ära zu Ende. Der 76-jährige Monarch dankt ab. Seinen Entschluss teilte er dem spanischen Ministerpräsidenten Mariano Rajoy mit.
Neue Generation soll Ruder übernehmen
Danach erklärte König Carlos in einer Radio- und Fernsehansprache: «Eine neue Generation verlangt aus gerechtem Grund die Hauptrolle. Heute hat es eine jüngere und mit neuer Energie ausgestattete Generation verdient, entschlossen an vorderster Linie die Veränderungen und Reformen anzugehen, die die derzeitigen Umstände verlangen.»
Er sei stolz auf das, was er in seiner Amtszeit erreicht habe, so Carlos. Er habe sich immer dafür eingesetzt, dass sich Spanien in Freiheit entwickeln könne.
Aus Kreisen des Königshauses hiess es jedoch, die Gründe für seine Abdankung seien politischer Natur.
Verfassung muss erst geändert werden
Premier Rajoy kündigte eine Sondersitzung des Kabinetts an, um das gesetzgeberische Verfahren in die Wege zu leiten. Die Verfassung werde geändert, um den Rücktritt des Königs zu ermöglichen. «Ich bin überzeugt, dass dies der beste Zeitpunkt für einen Wandel ist», erklärte Rajoy. Juan Carlos habe persönliche Gründe angegeben.
«Ich hoffe, dass das Parlament in kurzer Frist den Kronprinzen zum neuen König ernennen kann», sagte der Regierungschef weiter. Er würdigte Juan Carlos als einen «unermüdlichen Verteidiger» spanischer Interessen. Der Prozess der Abdankung werde ein Beweis für die Reife der spanischen Demokratie sein, sagte er.
Skandale und Gesundheitsprobleme
Der 76-jährige Juan Carlos genoss über Jahrzehnte ein hohes Ansehen in der Bevölkerung. Wegen einer Reihe von Korruptionsskandalen und anderer Fehltritte ist das Ansehen des Königshauses zuletzt aber gesunken. In einer Umfrage sprachen sich zwei Drittel der Spanier dafür aus, dass Juan Carlos als König abdanken sollte.
Der Monarch wird seit Monaten von gesundheitlichen Problemen geplagt. Dennoch traf die Entscheidung Spanien völlig überraschend – eine Abdankung hatte der König bislang strikt ausgeschlossen.
Wir alle haben ihm gegenüber eine unbezahlbare Schuld.
Nach der Abdankungs-Ankündigung würdigte Ministerpräsident Rajoy den Beitrag des Monarchen für die Demokratie in dem Land. «Er war das beste Symbol unseres Zusammenlebens in Frieden und Freiheit», sagte der konservative Regierungschef in Madrid.
Der 76-Jährige sei nach dem Ende der Franco-Diktatur (1939-1975) der wichtigste demokratische Antrieb gewesen und habe die junge Demokratie auch bei dem gescheiterten Putschversuch rechter Militärs im Februar 1981 verteidigt. «Wir alle haben ihm gegenüber eine unbezahlbare Schuld», ergänzte Rajoy.