In Brasilien herrschte zwischen 1964 und 1985 eine Diktatur. Zwei Jahre lang hat die Wahrheitskommission die Menschenrechtsverbrechen während dieser Zeit untersucht und aufgeklärt. Am Mittwoch überreicht die Kommission Präsidentin Dilma Rousseff ihren Abschlussbericht. Die Aufarbeitung der Ereignisse erfolgt damit erst 50 Jahre, nachdem sich das Militär an die Macht geputscht hatte.
Der Bericht soll unter anderem Aufschluss über die Zahl der Todesopfer geben. Derzeit geht die siebenköpfige Kommission laut Zeitungsberichten von 420 bis 430 Ermordeten aus. Rousseff selbst war während der Militärdiktatur gefoltert worden.
Wer waren die Opfer? Wer waren die Täter?
Das sei ein sehr emotionales Thema für viele Brasilianer, sagt NZZ-Korrespondent Tjerk Brühwiller. Er lebt in der brasilianischen Millionenmetropole São Paulo. «Obwohl die Opferzahl in Brasilien im Vergleich zu anderen Diktaturen in Südamerika klein ist, kennen viele Familien jemanden, der verfolgt wurde, der im Gefängnis sass oder gar gefoltert worden ist in dieser Zeit», sagt Brühwiller.
Bei der nun abgeschlossenen Untersuchung ging es auch darum, herauszufinden, wo und wer von wem gefoltert wurde. «Viele Brasilianer verschwanden in dieser Zeit», erklärt der NZZ-Korrespondent. «Es ist nicht klar, ob sie exekutiert worden sind.»
Ob die Kommission genügend Beweise liefern kann, um Gerichtsverfahren gegen die Täter einleiten zu können, ist offen. In Brasilien wurde 1979 zudem ein Amnestiegesetz verabschiedet, das die damaligen Akteure vor strafrechtlicher Verfolgung schützt.