Den 63-Jährigen Mursi umweht seit seinem Sturz durch das Militär im Juli 2013 zumindest in den Augen seiner verbliebenen Anhänger die Aura des gnadenlos verfolgten Märtyrers.
Mursi gilt als eher bodenständig und gehörte dem konservativen Flügel der inzwischen verbotenen Muslimbruderschaft an. Zum ersten freigewählten Präsidenten in der Geschichte Ägyptens wurde er fast zufällig.
Seine Organisation schickte ihn 2012 erst in letzter Minute als Ersatzmann ins Rennen. Die Wahlkommission hatte zuvor das Bruderschafts-Schwergewicht Chairat al-Schater von der Wahl ausgeschlossen. Die Ägypter verpassten Mursi daraufhin den Spitznamen «Ersatzreifen».
Bauernsohn mit US-Laufbahn
Die Präsidentenwahl im Juni 2012 gewann er nur knapp. Als erster Mann im Staat blieb er weiter der rigiden islamistischen Agenda der Bruderschaft verhaftet. Dabei hatten ihn viele Ägypter nur gewählt, weil sein Gegenkandidat in der Stichwahl ein Mann des alten Regimes war. Diesen Wählern entfremdete er sich zunehmend. Für das Militär war es deshalb ein Leichtes, ihn zu entmachten.
Mursi wurde 1951 in einem Dorf der Provinz Scharkija als Sohn eines Bauern geboren. Einen Teil seiner akademischen Laufbahn absolvierte er in den USA.