Ägypten kommt nicht zur Ruhe: Wegen der Unruhen in den drei Städten Suez, Ismailia und Port Said hat Mohammed Mursi dort den Notstand ausgerufen. Der Ausnahmezustand solle am Montag in Kraft treten, sagte der ägyptische Präsident im Staatsfernsehen.
Der Notstand werde zunächst für 30 Tage verhängt, sagte Mursi bei seiner Rede an die Nation. Zudem wolle er mit führenden Politikern zu Wochenbeginn den Dialog suchen.
Gerichtsurteil als Auslöser
Der Schritt Mursis sei eine politische Drohgebärde, sagt die Journalisten Astrid Frefel in Kairo gegenüber Radio SRF. Die Menschen wollen sich ihr Demonstrationsrecht jedoch nicht nehmen lassen, wie ägyptische Agenturen meldeten. Bereits für heute haben sie zu neuen Aktionen gegen Mursi aufgerufen. Der Präsident lenke von den wirklichen Problemen des Landes ab.
Bei einem Trauermarsch für die 31 Opfer der Krawalle in Port Said vom Samstag kam es erneut zu Ausschreitungen. Es gab heftige Zusammenstössen mit den Sicherheitskräften: Schüsse waren zu hören, Tränengas wurde eingesetzt. Das Militär schickte Panzer an die Brennpunkte.
Auslöser der jüngsten Gewaltwelle ist ein Gerichtsurteil: 21 Fans der Fussballmannschaft Al-Masri wurden am Samstag wegen der Beteiligung an tödlichen Übergriffen auf Anhänger des gegnerischen Klubs Al-Ahli vor einem Jahr zum Tode verurteilt. 74 Menschen starben damals.
Kreislauf der Gewalt
Für die Journalistin Frefel verlaufen die Ausschreitungen nach einem Muster: «Es fängt mit Demonstration an. Sobald es Tote gibt, kommt ein gefährlicher Kreislauf der Gewalt in Gang.»
Entscheidend seien die nächsten Tage. «Wenn es relativ ruhig bleibt, sind die Chancen für eine politische Lösung gegeben», sagt Frefel.
Gewalt in Ägypten
Präsident Mohammed Mursi hatte wegen der Krise in seinem Land die Teilnahme am Afrika-Gipfel in Äthiopien abgesagt, um sich mit seinen Ministern für Verteidigung, Justiz und Information über das weitere Vorgehen zu beraten.