Einen Tag nach dem Olympia-Aus für Russlands Leichtathleten gehen die Wogen im Land hoch: Nun hat die russische Justiz in Moskau Ermittlungen gegen Whistleblower Gregori Rodtschenkow wegen Machtmissbrauchs eingeleitet.
Das Verfahren gegen den im Vormonat in die USA geflüchteten Ex-Leiter des Moskauer Anti-Doping-Labors bestätigte das staatliche Untersuchungskomitee.
«Dem Staat grossen Schaden zugefügt»
Rodtschenkow hatte im Mai öffentlich schwere Vorwürfe gegen die verantwortlichen Stellen seines Heimatlandes wegen der Manipulation von Dopingkontrollen bei den Olympischen Winterspielen 2014 im russischen Sotschi erhoben. Demnach sollen die Gastgeber die Dopingkontrollen mehrerer Dutzend russischer Athleten, darunter 15 Medaillengewinner, gegen garantiert negative Urinproben vertauscht haben.
«Rodtschenkow versucht, durch seine Behauptungen eigene Versäumnisse und persönliches Fehlverhalten zu vertuschen. Sein Verhalten hat den gesetzlich geschützten Interessen des russischen Staates grossen Schaden zugefügt und die russische Anti-Doping-Politik diskreditiert», erklärten die Ermittler in einer offiziellen Mitteilung.
IOC: «Befürworten den Entscheid»
Derweil hat sich das Internationale Olympische Komitee (IOC) zum Ausschluss der russischen Leichtathleten geäussert. «Das IOC begrüsst und unterstützt die konsequente Haltung. Diese ist im Einklang mit der seit langem verfolgten Null-Toleranz-Politik des IOC», liess die Führung des Weltsports nach einer Telefonkonferenz mitteilen.
Zuvor hatte schon IOC-Vizepräsident John Coates erklärt, eine mögliche Aufhebung des Sperre würde ihn «sehr, sehr überraschen». «Es ist das Recht eines internationalen Verbandes, einen nationalen Verband zu sperren, und ich denke nicht, dass wir das alles umwerfen werden», sagte Coates.
Das Council des Internationalen Leichtathletik-Verbandes (IAAF) hatte am Freitag die seit November 2015 wirksame Suspendierung des russischen Leichtathletik-Verbandes WFLA wegen zahlreicher Dopingskandale verlängert. Damit sind die Russen auch von den Olympischen Spielen in Rio ausgeschlossen. Einzelne Athleten, die nachweisen können, nicht ins russische Doping-System involviert zu sein, könnten unter neutraler Flagge starten.