Nur noch wenige Stunden fehlen bis der voraussichtlich längste Streik bei der Deutschen Bahn beginnt: 98 Stunden lang wollen die Lokführer streiken. Ab 15 Uhr beginnt der Streik im Güterverkehr. Von Donnerstag bis Sonntag sind der gesamte Nah- und Fernverkehr sowie die S-Bahnen betroffen. Besonders heikel: Der Bahnstreik fällt mit den Feierlichkeiten zum 25. Mauerfall-Jubiläum vom Wochenende zusammen. Besucher werden wohl nur schlecht per Zug nach Berlin reisen können.
Bessere Löhne für die Schaffner
Der Streit: Lokführergewerkschaft GDL und die Bahn sind sich uneinig über die Höhe der Löhne und die Arbeitszeiten. Der GDL geht es dabei nicht nur um die Lokführer, sie will auch fürs andere Zugpersonal bessere Bedingungen aushandeln.
Die Bahn weigert sich, über andere Berufsgruppen denn Lokführer zu verhandeln. Zur anderen Berufsgruppe gehören laut Oliver Stock, Chefredaktor von Handelsblatt Online, vor allem die Schaffner. «Das sind noch einmal 17'000 Leute mehr, für die sie da streikt», sagt er gegenüber SRF. Die Gewerkschaft wolle damit ihren Machtbereich ausdehnen.
Bei den Bahnkunden stösst der erneute Streik auf Unverständnis. Sie seien diejenigen, auf deren Rücken das Ganze ausgetragen werde, so Stock. Millionen von ihnen würden ab Donnerstag an den Bahnhöfen stehen und nicht befördert werden. «Dabei können sie ja nun wirklich nichts dafür, wie die Lokführer entlohnt werden.» Auch der Fahrgastverband Pro Bahn warnte die GDL vor dem Streik.
Fernbusunternehmen profitieren von Streik
Stock rechnet damit, dass andere Verkehrsmittel wie Fernbusse, Flugzeuge und private Autos aufgrund des kommenden Streiks stärker genutzt werden. «Wir bereiten uns auf einen wahren Ansturm vor», bestätigt der Sprecher des Bundesverbandes Deutscher Omnibusunternehmer.
Auch wenn der Beginn des Streiks nicht mehr zu verhindern sei, so bleibe noch eine Hoffnung, sagt Stock: «Die Hoffnung, dass der Streik möglicherweise nicht die ganze Zeit durchgehalten wird, sondern zwischendurch eine Einigung erzielt wird.»