Die islamistische Terrorgruppe Boko Harem hat ihre Geiseln in einem Video vorgeführt. Das knapp 30-minütige Filmmaterial zeigt angeblich 130 der vor einem Monat in Nordnigeria entführten Mädchen.
Die Schülerinnen sitzen auf dem Boden, tragen muslimische Gewänder und rezitieren Verse aus dem Koran. Der Anführer der Boko Haram, Abubakar Shekau, behauptet, viele der christlich erzogenen Geiseln seien zum Islam konvertiert.
Hinweise auf Aufenthaltsort
Shekau sagte, die Jugendlichen im Alter zwischen 15 und 18 Jahren würden freigelassen, wenn die Behörden alle inhaftierten Boko-Haram-Mitglieder aus dem Gefängnis entlassen. In einer ersten Reaktion schloss Nigerias Regierung einen solchen Schritt aus.
Derweil gibt es nach Angaben des Gouverneurs von Borno, Kashim Shettima, erstmals Hinweise auf den Aufenthaltsort der Geiseln. Nach einem Bericht der Zeitung «Punch» seien die Informationen an das Militär weitergeleitet worden, die diese nun verifizieren sollen.
Lange wurde vermutet, dass die Kidnapper sich mit den Mädchen im dichten Sambisa-Wald verstecken, wo die Boko Haram Camps unterhält. Jedoch gab es auch Berichte, wonach einige der Jugendlichen nach Kamerun und in die Zentralafrikanische Republik gebracht wurden.
Sicherheitsgipfel in Paris
Wegen der Entführung der Mädchen, aber auch wegen der Gefahren in der Sahel-Zone, kündigte der französische Staatschef François Hollande für kommenden Samstag einen Sicherheitsgipfel mit mehreren afrikanischen Staaten in Paris an. Das sagte Hollande bei einem Besuch in der aserbaidschanischen Hauptstadt Baku. Zum Gipfel sollten Nigeria, Tschad, Kamerun, Niger und Benin kommen.
Bereits in der vergangenen Woche hatte Frankreich die Bildung einer grenzübergreifenden Anti-Terror-Einheit mit 3000 französischen Soldaten in der Sahel-Zone angekündigt. Rund 1000 Militärs sollen im Norden Malis stationiert werden, wo Frankreich mit anderen Staaten seit Anfang vergangenen Jahres Krieg gegen islamistische Terroristen führt. Die anderen 2000 Soldaten sollen auf andere Teile der Sahel- Zone verteilt werden.
Militäreinsatz geplant
Die Mädchen waren Mitte April aus einer Schule in dem Ort Chibok im Bundesstaat Borno verschleppt worden. Seither fehlt von ihnen jede Spur. In einem ersten Bekennervideo hatte Shekau in der vergangenen Woche erklärt, er werde die Geiseln als Sklavinnen verkaufen. Daraufhin hatten die USA, Grossbritannien, Frankreich und am Wochenende auch Israel ihre Hilfe bei der Suche nach den Vermissten angeboten.
Nach einem Bericht der Zeitung «Punch» gab es am Wochenende ein Treffen der ausländischen Teams mit Experten des nigerianischen Verteidigungsministeriums. Demnach ist für die nächsten Tage ein gemeinsamer Militäreinsatz geplant. Unter anderem sollen Geheimdienstinformationen genutzt und Drohnen und Techniken zum Durchleuchten von Gebäuden eingesetzt werden. Die Entsendung von Truppen hatten Washington und London aber ausgeschlossen.
Sicherheitsrat droht
Der UNO-Sicherheitsrat forderte die «sofortige und bedingungslose Freilassung» sämtlicher noch festgehaltener Mädchen und drohte damit, «angemessene Massnahmen gegen Boko Haram in Betracht zu ziehen».
Die Entführung bewegt seit Wochen die Weltgemeinschaft. Durch Internetkampagnen wurden Millionen Menschen mobilisiert, darunter auch Prominente wie die amerikanische First Lady Michelle Obama und die US-Schauspieler Sean Penn und Angelina Jolie.
Die Extremisten wollen im muslimisch geprägten Norden Nigerias einen Gottesstaat einrichten. Immer wieder verüben sie blutige Anschläge. Am Wochenende sprengten mutmassliche Mitglieder erneut eine strategisch wichtige Brücke in die Luft. Zuvor hätten sie das nahe liegende Dorf Limankara dem Erdboden gleichgemacht. Dem Terror sind seit 2009 über 6000 Menschen zum Opfer gefallen.