Nach Inkrafttreten des EU-Türkei-Pakts hat die Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen ihre Arbeit im Lager Moria auf der Insel Lesbos abgebrochen. Andernfalls würden die Helfer zu «Komplizen eines Systems, das wir als unfair und unmenschlich ansehen», teilt die Landeskoordinatorin von Ärzte ohne Grenzen in Griechenland mit.
«Extrem schwieriger Entscheid»
«Wir werden nicht zulassen, dass unsere Hilfe für eine Massenabschiebung instrumentalisiert wird.» Dieser Entscheid sei «extrem schwierig» gewesen. Ärzte ohne Grenzen beendet damit den Transport von Flüchtlingen nach Moria.
Zudem kümmerte sich die Organisation nach eigenen Angaben bisher um die Verbesserung der Wasser- und Sanitätsversorgung sowie die medizinische Hilfe im Lager auf Lesbos. Ärzte ohne Grenzen war nach eigenen Angaben seit Juli 2015 im Lager Moria auf Lesbos tätig.
Zurückschicken von Flüchtlingen umstritten
Die EU und die Türkei haben vereinbart, dass alle ab dem 20. März in Griechenland ankommenden Flüchtlinge in die Türkei zurückgeschickt werden. Zuvor müssen diese registriert und ihre Asylanträge aufgenommen werden. Die Rückführungen sollen am 4. April starten. Im Auffanglager Moria sollen Migranten bis dahin festgehalten werden.
Auch das UNHCR hält die Rückführungen in die Türkei für rechtlich bedenklich. Es hat am Dienstag angekündigt, keine Flüchtlinge mehr von der Küste in das Zentrum zu transportieren. Das UNHCR beteilige sich nicht an «Haftzentren», hiess es.
Transtizentrum bleibt
Im eigenen Transitzentrum in Mantamados wird Ärzte ohne Grenzen weiter präsent sein. Hier wird Neuankommenden Ersthilfe geleistet. Auch die Seenotrettung werde fortgesetzt, und ausserhalb des «Hotspots» seien weiterhin mobile medizinische Teams im Einsatz.