Nordkorea hat alle internationalen Mahnungen ignoriert und zum dritten Mal einen unterirdischen Atomtest ausgeführt. Der Nukleartest sei «erfolgreich» durchgeführt worden, berichteten die Staatsmedien des kommunistischen Landes. Bei dem Test sei ein «verkleinerter und leichterer Sprengsatz mit grösserer Explosivkraft» gezündet worden.
Pjöngjang droht gegen die USA
Kurz nach dem Test hat Nordkorea mit «noch stärkeren» Aktionen gedroht. Der jüngste Test sei nur «ein erster» Schritt gewesen, «mit dem wir so viel Zurückhaltung geübt haben wie möglich», erklärte das nordkoreanische Aussenministerium.
Sollten die USA die Lage «mit fortgesetzter Feindseligkeit» noch komplizierter machen, «dann haben wir keine andere Wahl als in einem zweiten oder dritten Schritt eine noch stärkere Aktion auszuführen», hiess es in einer Mitteilung des Aussenministeriums, die von der offiziellen Nachrichtenagentur KCNA verbreitet wurde.
UNO klärt Vorfall ab
Mit dem dritten Test nach 2006 und 2009 könnte Nordkorea nach Meinung von Beobachtern seinem Ziel tatsächlich näher gekommen sein, einen Sprengkopf zu bauen, der auf einer Rakete installiert werden kann. Bisher ging man in Südkorea und den USA davon aus, dass Nordkorea noch nicht über diese Technologie verfügt.
Allerdings sei unklar, ob die Angaben Pjöngjangs tatsächlich stimmen, sagt SRF-Ostasienkorrespondent Urs Morf. Der UNO-Sicherheitsrat hat den nordkoreanischen Atomtest scharf verurteilt. Er verletze gleich mehrere Resolutionen des Gremiums und sei eine Bedrohung für Frieden und Sicherheit der Welt, teilte der Rat nach einer kurzfristig einberufenen Sondersitzung in New York mit.
Der Vorfall hat eine Stärke von 5,0 auf der Richterskala erreicht. Im Vergleich zum Atomtest vor vier Jahren war er «doppelt so stark», wie die UNO-Behörde zur Überwachung des internationalen Kernwaffenteststopp-Abkommens (CTBTO) sagte.
Eine Trotzreaktion
Der Atombomben-Test sei «eine eindeutige Trotzreaktion auf den UNO-Beschluss, die Sanktionen zu verschärfen», sagt Morf weiter. Der UNO-Sicherheitsrat hatte zuletzt bereits die Sanktionen gegen Nordkorea verschärft, nachdem das Land im Dezember einen umstrittenen Raketenstart unternommen hatte.
China forderte Nordkorea «dringend auf, sich an seine Verpflichtung zur Denuklearisierung zu halten und keine weiteren Aktivitäten durchzuführen, welche die Situation verschlimmern könnten». Der Atomtest dürfte die Beziehungen Nordkoreas zu seinem einzigen wichtigen Verbündeten China verschlechtern.
Laut den SRF-Korrespondenten Urs Morf und Barbara Lüthi hat es Pjöngjang nicht verwunden, dass auch der letzte Verbündete Nordkoreas für die UNO-Sanktionsresolution gestimmt hatte. Dafür wolle man sich nun rächen. Das Atom- und Raketenprogramm Nordkoreas wird in der Region und darüber hinaus als schwere Bedrohung gesehen.
Sicherheitsrat einberufen
Die südkoreanische Regierung verurteilte den Atomtest als Verletzung von UNO-Resolutionen und «nicht hinnehmbare Bedrohung» für den Frieden in der Region.
Die fünf ständigen Mitgliedern des UNO-Sicherheitsrats kritisierten den Test ebenso wie die Internationale Atomenergiebehörde IAEA, die EU und die NATO.
UNO-Generalsekretär Ban Ki Moon kritisierte den Test als «deutliche und ernsthafte Verletzung» der geltenden Resolutionen des Sicherheitsrats. Ban zeigte sich äussert besorgt über die negativen Auswirkungen «dieses zutiefst destabilisierenden Akts» auf die regionale Stabilität. US-Präsident Barack Obama nannte den Akt eine «Provokation».
Der UNO-Sicherheitsrat ist zu einer Dringlichkeitssitzung einberufen worden. Die USA, Südkorea und europäische Mitglieder des Rates streben weitere Sanktionen gegen Nordkorea an.
Wie diese aussehen könnten, ist allerdings unklar. Korrespondent Urs Morf kann sich nicht vorstellen, dass Südkorea die laufenden Lebensmittelhilfen an den Norden streicht. Damit würde bloss der Zusammenbruch des kommunistischen Regimes provoziert.