Die NSA sammelt gemäss der «Washington Post» täglich fast fünf Milliarden Datensätze über die weltweiten Standorte von Mobiltelefonen. Der US-Geheimdienst speichere und analysiere die Daten von «mindestens hunderten Millionen Geräten». Die «Washington Post» stützt sich auf Dokumente des früheren US-Geheimdienstmitarbeiters Edward Snowden sowie Interviews mit Geheimdienstvertretern.
Der Geheimdienst könne damit Bewegungsprofile von Menschen erstellen, die «früher unvorstellbar» gewesen wären. Dadurch erhält er laut der Zeitung nicht nur Informationen über die Aufenthaltsorte von Menschen, sondern kann auch verborgene Beziehungen zwischen zwei oder mehreren Menschen aufdecken.
Mobilfunknetzwerke werden angezapft
In dem Artikel schildert ein NSA-Mitarbeiter mit Erlaubnis seines Dienstchefs, wie das Überwachungsprogramm funktioniert. Der Geheimdienst zapft demnach die Kabel an, die Mobilfunknetzwerke weltweit verbinden. Dabei schöpft er «in gewaltigem Umfang» Ortungsdaten ab.
Mit einem «Co-Traveler» genannten Analysewerkzeug durchkämmen die Geheimdienstler den Angaben zufolge die Daten nach übereinstimmenden Bewegungsmustern. Damit soll das Netzwerk von Terrorverdächtigen freigelegt werden, unabhängig davon, ob die Handynutzer telefonieren oder nicht. «Das Herumtragen des Telefons reicht schon», erklärt Guido Berger von der SRF-Digitalredaktion.
Die Überwachung richte sich gegen «ausländische Ziele». US-Bürger nehme die NSA nicht gezielt ins Visier. Allerdings häufe sie in bedeutendem Umfang Daten von US-Mobilfunktelefonen an. US-Präsident Barack Obama ordnete eine Überprüfung der Geheimdienstaktivitäten an. Noch im Dezember soll das Ergebnis vorliegen. Grundsätzlich verteidigte das Weisse Haus die Spähprogramme aber immer wieder als notwendiges Mittel im Kampf gegen den Terrorismus.
Speicherkapazitäten ausgebaut
Bild in Lightbox öDurch die Handyortung sammelt die NSA laut «Washington Post» einen kaum fassbaren Datenberg. Das Blatt zitiert aus einem internen Dokument vom Mai 2012, in dem die NSA einräumt, dass das Programm «unsere Fähigkeit zur Aufnahme, Verarbeitung und Speicherung» von Daten übersteige. Der Geheimdienst habe daraufhin die Rechnerkapazitäten erweitert.
Digitalredaktor Berger ist vom Umfang an Informationen, die gemäss dem Zeitungsartikel erfasst werden, verblüfft. «Die Menge der Daten, die die NSA verarbeitet, ist unglaublich gross», sagt er. Man müsse davon ausgehen, dass die NSA heute tatsächlich über genügend Rechner verfügt, um diese alle zu speichern.
Dass die NSA abhört wen sie will, wo sie will und wann sie will – das sei zwar schon länger bekannt, sagt Berger weiter. Mit dem neuesten Bericht über die Aktivitäten der NSA werde aber das Gesamtbild schärfer. Details werden bekannt, und, so Berger, «die Grössenordnungen überraschen jedes Mal wieder in ihrer Unvorstellbarkeit».