Die Nummer zwei des Terrornetzwerks Al-Kaida ist in Jemen offenbar getötet worden. Nasser al-Wahischi sei schon am Freitag bei einem Angriff durch eine US-Drohne in Mukalla im Südosten des Landes ums Leben gekommen. Dies meldet die Deutsche Presse-Agentur und beruft sich dabei auf örtliche Quellen, die Al-Kaida nahestehen.
10 Millionen Dollar Kopfgeld
Auch jemenitische und US-Medien berichteten vom Tod des Stellvertreters von Al-Kaida-Chef Aiman al-Sawahiri. Die US-Armee hat in den vergangenen Jahren in dem Land Dutzende Drohneneinsätze geflogen. Zu einem Angriff auf Al-Wahischi äusserte sich das Pentagon bislang allerdings nicht. Auch die Extremisten gaben noch keine Stellungnahme ab.
Al-Wahischi stand auf der US-Liste der meistgesuchten Terroristen, auf seinen Kopf hatten die USA 10 Millionen Dollar ausgesetzt. Aus Sicht der Regierung in Washington ist Al-Kaida auf der arabischen Halbinsel AQAP der gefährlichste Al-Kaida-Ableger. AQAP gilt unter anderem als Drahtzieher des Anschlags auf die französische Satirezeitschrift «Charlie Hebdo» im Januar 2015. Die Gruppe nutzt das unruhige Jemen als Rückzugsgebiet.
Laut dem US-Sender CNN veröffentlichten AQAP-Unterstützer auf Twitter ebenfalls MItteilungen vom Tod Al-Wahischis. Den Tweets zufolge soll ihm Kassim al-Rimi, der AQAP-Militärchef, an der Spitze der Extremisten nachfolgen. Er ist auch bekannt als Abu Hureira al-Sanaani.
Seite an Seite mit bin Laden
Al-Wahischi, auch Abu Baschir genannt, stammt aus der Provinz Abjan in Südjemen. In den 1990er-Jahren hatte er in Afghanistan den inzwischen getöteten Al-Kaida-Chef Osama bin Laden kennengelernt. Später wurde er dessen Privatsekretär.
In der Schlacht um die Bergfestung Tora Bora kämpfte Al-Wahischi an der Seite Bin Ladens. Beide entwischten dort 2001 den US-Truppen. Nach seiner Rückkehr aus Afghanistan sperrten ihn die Behörden in Jemen in ein Hochsicherheitsgefängnis in der Hauptstadt Sanaa. Von dort aus baute er dort ein Al-Kaida-Netzwerk auf. Nach seiner Flucht aus der Haftanstalt 2006 rückte Al-Wahischi im Jahr darauf an die Spitze von Al-Kaida in Jemen.