«Ja, der republikanische Kandidat ist nicht geeignet»: Das erklärte US-Präsident Barack Obama in Anwesenheit eines ausländischen Staatsgastes vor der Presse im Weissen Haus. Er ruft die Republikaner auf, sich von ihrem Präsidentschaftskandidaten Donald Trump abzuwenden. Es ist ein beispielloser Eingriff eines US-Präsidenten in den Wahlkampf um seine Nachfolge.
«Wenn man wiederholt bekennen muss, dass das, was er sagt, nicht akzeptabel ist, warum unterstützt man ihn dann immer noch?», fragt Obama. Es gebe ja nicht nur hin und wieder einen Fehltritt, es passiere täglich. Wer Aussagen wie Trump mache, habe nicht die Urteilskraft und nicht den Charakter, die mächtigste Position der Welt auszuüben. «Man muss zu dem Punkt kommen, wo man sagt: Jetzt reicht es!», fordert der Präsident die republikanische Parteiführung auf.
Wenn man wiederholt bekennen muss, dass das, was er sagt, nicht akzeptabel ist, warum unterstützt man ihn dann immer noch?
Vorausgegangen waren Tiraden Trumps, wie sie selbst für ihn nicht üblich sind. Er griff die Familie eines für die USA im Krieg gefallenen Muslims an, er verstrickte sich in falsche Aussagen zum Ukraine-Konflikt und seine Beziehung zu Russlands Präsident Wladimir Putin. Ganz nebenbei bezeichnete der Milliardär seine demokratische Gegnerin Hillary Clinton als «Teufel». Zudem unterstellte er ihr vorsorglich schon Wahlbetrug für den Fall einer Niederlage am 8. November.
Den Bogen überspannt
Spätestens im Zuge der Debatte um Trumps Kritik an den muslimischen Eltern eines im Irak getöteten US-Soldaten ist es zu einem Paradigmenwechsel im Umgang mit Trump in den USA gekommen. Der republikanische Kandidat hat damit einen Sturm der Entrüstung ausgelöst.
Bisher hatten viele die teils skurrilen Äusserungen des New Yorkers noch als Rhetorik abgetan. Namhafte US-Kommentatoren stellen inzwischen offen die Frage, ob der 70 Jahre alte Trump noch bei Sinnen ist. Über keinen Kandidaten ist in der Öffentlichkeit jemals auch nur ein annähernd vergleichbares Urteil gefällt worden.
Wer solche Aussagen macht, hat nicht die Urteilskraft und nicht den Charakter, die mächtigste Position der Welt auszuüben.
Die Führungsriege der Republikaner distanziert sich bisher nur punktuell von ihrem Kandidaten. John McCain, Urgestein der Partei und selbst 2008 Präsidentschaftskandidat, fühlte sich jüngst zu einer Erklärung gezwungen. «Ich hoffe, die Amerikaner verstehen, dass dies nicht die Sichtweise der republikanischen Partei, ihrer Mitarbeiter oder Kandidaten widerspiegelt», liess er in Bezug auf Trumps Umgang mit hochdekorierten Kriegshelden verlauten.