Trotz gegenteiliger Aussage des britischen Premiers David Cameron: Die Zuwanderung nach Grossbritannien lag 2015 erneut rekordverdächtig hoch. Cameron hatte in Vergangenheit versprochen, die Netto-Zuwanderung auf 100'000 zu drücken.
Binnen eines Jahres zogen gemäss dem britischen Statistikamt 333'000 mehr Menschen ins Königreich, als abwanderten. Der Rekord von 2014 mit 336'000 liegt nur wenig darüber.
Politisches Sprengpotential
Diese Zahlen könnten den Befürwortern eines Austritts aus der EU in die Hände spielen. Diese begründen den Vorteil eines Brexits nämlich damit, dass Ausländer aus der EU die britischen Sozialsysteme belasten.
«Die neuen statistischen Erkenntnisse sind brisant», sagt SRF-Korrespondent Martin Alioth, «zumal Cameron ja sehr viel politisches Kapital investiert hatte, um der EU eine Einwanderungsbremse abzuringen, bevor er die Stimmbürger am 23. Juni über die EU-Mitgliedschaft konsultiert.»
Druck auf Gesellschaft und Infrastruktur
Da viele Zuwanderer aus wirtschaftlichen Gründen auf die Insel kommen – insbesondere aus Osteuropa, hatte Cameron am EU-Gipfel vom Februar Einschränkungen bei den Sozialleistungen durchgesetzt.
Gemäss Alioth kommt mehr als die Hälfte der Zuwanderer aus der EU – 10'000 mehr als im Vorjahr – weitgehend aufgrund steigender Zahlen aus Rumänien und Bulgarien. Aber auch die Altmitglieder Spanien, Portugal, Frankreich und Italien erliegen den Versuchungen des vitalen britischen Arbeitsmarktes und füllen dort Ausbildungslücken.
Die Folgen sind aber auch Druck auf günstigen Wohnraum, Spitäler und Schulen. Und im unteren Lohnsegment verdrängen die Migranten schlechter ausgebildete und weniger fleissige Briten.