Aufständische und Regierungseinheiten in der umkämpften Ostukraine haben sich schriftlich auf den Abzug schwerer Waffen geeinigt. Gleichzeitig fahren die Rebellen im Osten von Mariupol mit ihren Angriffen fort. Auch sollen neue Panzerkolonnen aus Russland nahe der ukrainischen Stadt Novoazovsk gesichtet worden sein.
Gemäss Christoph Wanner, SRF-Korrespondent in Donezk, wird es einige Tage dauern, bis die neue Lage beurteilt werden kann: «Tatsächlich soll jetzt mit dem Abzug der Artillerie von der Front bekgonnen und eine Pufferzone eingerichtet werden. Die beiden Kriegsparteien werden ihre schwere Artillerie 25 bis 70 Kilometer auf jeder Seite zurücknehmen müssen. Doch all das sind erst einmal Absichtserklärungen.»
Rebellen konzentrieren sich neu auf Mariupol
Wie Wanner erklärt, könnte die Hafestadt Mariupol in nächster Zeit wieder verstärkt in den Fokus der Separatisten rücken: «Es heisst immer wieder, dass die Separatisten jetzt ihre Kräfte auf Mariupol konzentrieren und dabei auch Unterstützung aus Russland bekommen. Moskau dementiert dies, aber in Mariupol gibt es mehr Bewegung seitens der Rebellen.»
Die Hafenstadt Mariupol ist Wanner zufolge von grosser strategischer Bedeutung für die Separatisten: «Mariupol liegt auf dem Weg zur Krim. Wenn die Rebellen Mariupol kontrollieren, dann können sie einen Landkorridor zur Krim schlagen. Diese ist im Moment ja in einer schwierigen Situation, weil es keine Landverbindung nach Russland gibt», so Wanner weiter.
Der Ukrainekonflikt im Überblick
Teil des Friedensabkommens von Minsk
Der Abzug der Artillerie ist Teil eines Friedensabkommens, das die Konfliktparteien vergangene Woche in Minsk geschlossen hatten. Demnach sollte der auf zwei Wochen angelegte Schritt eigentlich bereits begonnen haben. Allerdings hatte auch ein Vorstoss der prorussischen Aufständischen auf die strategisch wichtige Stadt Debalzewe dies verhindert.
OSZE will Abzug prüfen
Die Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) werde den Abzug prüfen, sagte Bassurin. «OSZE-Beobachter wollen stichprobenartig bestimmte Bezirke besuchen», meinte der Separatistensprecher.
Die Aufständischen kündigten nach dem Austausch von insgesamt fast 200 Gefangenen am Samstag einen weiteren solchen Schritt beider Seiten an. «Es wird in naher Zukunft stattfinden, vielleicht schon nächste Woche», sagte Separatistenführer Denis Puschilin. Einen Austausch «alle gegen alle» schloss er nicht aus.