Der neue Fifa-Chef Gianni Infantino hat laut einem Bericht der «Süddeutschen Zeitung» als Direktor der Uefa-Rechtsabteilung Verträge mit einer Briefkastenfirma gezeichnet, deren Eigentümer zwei der heutigen Angeklagten im Fifa-Skandal waren.
Die südamerikanischen TV-Rechtehändler Hugo und Mariano Jinkis erwarben durch diese Verträge Rechte an der Champions League und verkauften diese mit hohem Gewinn an Lateinamerika weiter.
«Nicht persönlich involviert»
Infantino weist alle Vorwürfe zurück. «Ich bin bestürzt und werde nicht akzeptieren, dass meine Integrität von bestimmten Bereichen der Medien angezweifelt wird – zumal die Uefa bereits ausführlich alle Fakten in Bezug auf diese Verträge angegeben hat. Infantino bestreitet, dass er persönlich in die Verhandlungen involviert war, «da die Ausschreibung von Team Marketing im Auftrag der Uefa durchgeführt wurde».
Die Uefa zeigt sich «bestürzt» über die Anschuldigungen und stellte aus ihrer Sicht klar, dass es keine verwerflichen Verträge gegeben habe. Dies hätten alle Überprüfungen der Vorgänge ergeben.
Fifa leitet keine Voruntersuchungen ein
In den vergangenen Monaten hatte die «Süddeutsche Zeitung» mehrere Anfragen an Infantino geschickt. Fifa-Sprecher erklärten, Infantino «persönlich» habe in seiner Uefa-Zeit mit den beiden TV-Rechtehändlern und deren Firma weder «geschäftlich» noch «wissentlich anderweitig zu tun gehabt». Auch die Uefa leugnete die Verbindung zunächst. Vor wenigen Tagen räumte der Verband ein: Der fragliche Vertrag trage Infantinos Unterschrift.
Laut der deutschen Nachrichtenagentur dpa gibt es aktuell keine Voruntersuchungen gegen den seit Februar amtierenden Infantino. Die Fifa-Ethikkommission wollte sich auf Anfrage nicht zu den Berichten beziehungsweise gegen den Nachfolger von Sepp Blatter äussern. Noch wird der zehn Jahre zurückliegende Vorgang offenbar nicht als moralisch verwerflich oder gar strafrechtlich relevant gewertet.