Ganz allein – mit gesenktem Haupt und ernster Miene – durchschritt Papst Franziskus das Eingangstor zum ehemaligen Vernichtungslager Auschwitz, über dem der zynische Spruch «Arbeit macht frei» prangt.
Nach einer kurzen Fahrt in einem E-Mobil durch eine Strasse zwischen den Blocks zog er sich auf eine Bank zurück und verharrte für rund 15 Minuten im stillen Gebet. Immer wieder waren seine Augen geschlossen. Anschliessend traf er Überlebende des Holocaust und zündete eine Kerze an der sogenannten Todeswand an. Dort waren während der Nazi-Herrschaft Menschen erschossen worden. Auch dem vor 75 Jahren ermordeten Franziskanermönch Maximilian Kolbe gedachte Franziskus, indem er in dessen Todeszelle betete.
Schweigen statt Rede halten
Im nahe gelegenen Vernichtungslager Birkenau wollte der Papst anschliessend unter anderem Menschen begegnen, die während der Nazi-Herrschaft Juden vor der Ermordung gerettet haben. In Birkenau, dem eigentlichen Vernichtungslager, ermordeten die Nazis mehr als 1,1 Millionen vor allem jüdische Menschen.
Franziskus ist der dritte Papst, der diesen Ort des Grauens im Süden Polens besucht. Im Gegensatz zu seinen Vorgängern Papst Johannes Paul II. und Benedikt XVI. will der Argentinier im Konzentrationslager schweigen.