Den Ton gab US-Präsident Barack Obama vor, in einer Rede vor australischen Studenten, unmittelbar vor dem G20-Gipfel. Moskau sei mit seiner gegenwärtigen Politik nichts weniger als eine Bedrohung des Weltfriedens, meinte er. Deshalb stellten sich die USA an die Spitze all jener Länder, die sich Russland entschieden widersetzten.
Distanz markierte auch der Gipfelgastgeber, Australiens Premier Tony Abbott. Er hatte den russischen Präsidenten zuerst gar nicht zum Treffen in Brisbane einladen wollen. Nun liess er Wladimir Putin auf dem traditionellen Familienfoto der Staatschefs ganz am Rand platzieren – auch das ein Signal.
«Raus aus der Ukraine!»
Und richtig frostig verlief die Begegnung mit Kanadas Regierungschef Stephen Harper: Er reiche Putin zwar die Hand, meinte der Kanadier, aber er habe ihm nur einen einzigen Satz zu sagen: «Raus aus der Ukraine!». Selbst die deutsche Kanzlerin Angela Merkel scheint die Geduld zu verlieren. Die Situation sei nicht zufriedenstellend, sagte sie.
Grossbritanniens Premier David Cameron wiederum droht mit einer weiteren Verschlechterung der Beziehungen zu Moskau.
«Wenn Russland fortfährt, die Ukraine zu destabilisieren, und wenn wir weiterhin russische Truppen und russische Panzer in der Ukraine sehen, werden wir unsere Haltung gegenüber Russland ändern müssen», sagte der britische Premier.
Putin hat wenig zu befürchten
Ob das mehrstündige Treffen zwischen Merkel und Putin, das eben zu Ende ging, die Wogen glätten konnte, ist noch nicht bekannt – ebenso wenig, ob ein erwartetes Vieraugengespräch zwischen Obama und Putin überhaupt stattfinden wird.
Russische Delegationsmitglieder signalisierten sogar, Putin werde vorzeitig vom Gipfel abreisen. Allerdings dementierten sie das kurze Zeit später wieder. So oder so: Die Stimmung in Brisbane ist schlecht.
Doch wirklich beeindrucken dürfte die scharfe Kritik den russischen Staatschef nicht. Denn dahinter steht kein Wille, zu handeln. Militärische Gewalt einzusetzen in der Ukraine schliesst der Westen nach wie vor aus, ebenso wie umfangreiche Waffenlieferungen nach Kiew. Nicht mal eine massive Verschärfung der Sanktionen muss Putin zurzeit befürchten.