Das Rauchverbot in geschlossenen und öffentlich zugänglichen Räumen ist schon lange gültiges EU-Recht. Alle Mitgliedstaaten sind zur Umsetzung verpflichtet. Ein Blick nach Griechenland zeigt jedoch: Hier scheint das Verbot niemanden zu interessieren. In Cafés oder Restaurants – überall wird munter weitergeraucht.
Natürlich würde auch in Griechenland ein strenges Rauchverbot in der Gastronomie gelten – nur müssen sich hier Inhaber, die sich ans Gesetz halten, um ihre Kundschaft sorgen. Und das mit gutem Grund. «Es gehört zu unserer Mentalität, zu einem Kaffee oder einem alkoholischen Getränk eine Zigarette zu rauchen», meint etwa ein Café-Besucher in Athen. «In Cafés und Bars, in denen nicht geraucht wird, gehe ich gar nicht erst hin oder ich bleibe nur kurz.»
Bisher wurden noch keine Kontrollen gemacht. Es wird überall geraucht, das wissen alle.
Folglich erlauben viele Restaurant- und Café-Besitzer das Paffen in ihren Lokalen, obschon ihnen heftige Bussen drohen. Bis zu 10'000 Euro muss der Ladenbesitzer per Gesetz zahlen, wenn er in seinem Geschäft die Gäste rauchen lässt – beziehungsweise müsste er zahlen, wenn denn jemand Kontrollen durchführen würde. Cafe-Inhaberin Katia Lengas sagt: «Ich bin nun seit zwei Jahren hier. Bisher wurden noch keine Kontrollen gemacht. Es wird überall geraucht, das wissen alle.»
Wenig Kapazität und viel Erbarmen
Jiannis Konstantatos, Bürgermeister von Elliniko, gibt zu, dass die Situation absurd ist. Eigentlich könnte die Stadt in solch klammen Zeiten die Bussgelder gut gebrauchen. Doch er habe nur vier Stadtangestellte, die für die Verhängung von Bussgeldern zuständig seien, klagt Konstantatos.
Die Leute haben im Moment sehr viele finanzielle Sorgen. Da wollen wir sie nicht noch mehr belasten.
Die Unterbesetzung ist jedoch nur einer der Gründe, warum das Rauchverbot nicht geahndet wird. «Die Leute haben im Moment sehr viele finanzielle Sorgen. Da wollen wir sie nicht noch mehr belasten, indem wir auf das Rauchverbot pochen», erklärt Konstantatos.
Menschen nicht bereit für Reformen
Der 49-jährige Giorgos Maurotas, Mitglied der Reformpartei «Der Fluss», findet für solche Begründungen klare Worte: «Am Rauchverbot sieht man, warum in Griechenland die Reformagenda nicht umgesetzt wird. Denn dafür würde immer irgendjemand seine Privilegien verlieren – und das will keiner.»
Seit wenigen Tagen gilt jedoch ein noch «strengeres» Gesetz in Griechenland. Nun sind auch E-Zigaretten in Cafés und Restaurants verboten. Die Aussichten, dass sich daran jemand hält, sind jedoch nicht sehr vielversprechend.