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International Revolutionäres ist von den Bischöfen nicht zu erwarten

Ab Sonntag diskutieren mehr als 160 Bischöfe aus aller Welt in Rom über Ehe, Familie und Sexualität. Die dreiwöchige Bischofssynode greift damit für die katholische Kirche heikle Themen auf. Allerdings: Eine totale Abkehr der bisherigen Haltung der Kirche erwartet niemand.

Die Lehre der katholischen Kirche und die Realität vieler Gläubigen passen oft nicht mehr zusammen. Wie die Kirche damit umgeht, soll anlässlich der am Sonntag beginnenden Familiensynode in Rom diskutiert werden.

Etwa 300 Teilnehmer aus aller Welt – darunter 166 Bischöfe – versammeln sich im Vatikan, um drei Wochen lang heikle Themen zu diskutieren. Auf der Traktandenliste stehen etwa der Umgang mit Homosexuellen und mit wiederverheirateten Geschiedenen, die Abtreibung oder die Verhütung.

Grosse Erwartungen

Die Erwartungen an das Bischofstreffen sind hoch. Es gilt als wegweisend für den zukünftigen Kurs der katholischen Kirche unter Papst Franziskus. In Rom werden dabei zwei Lager aufeinanderprallen: Während viele Reformer auf eine vorsichtige Öffnung der Kirche hoffen, beharren Konservative auf ihren Positionen und den traditionellen Auffassungen der Kirche, die nicht verändert werden dürften. Schon vor Beginn der Synode meldeten sich Vertreter beider Seiten zu Wort, um Stellung zu beziehen.

«Es wäre absurd, zu behaupten, dass die Macht des Papstes über dem göttlichen Gesetz steht», sagte etwa der konservative Kardinal Raymond Leo Burke, der dieses Mal allerdings nicht an der Synode teilnimmt. Demgegnüber hielt der emeritierte deutsche Kurienkardinal Walter Kasper, der Reformen offen gegenübersteht, im «Corriere della Sera» fest: «Einige sagen, es gibt nichts zu diskutieren. Aber die Synode ist da und auch die Probleme sind offensichtlich, dann muss man auch darüber reden.»

Keine allgemeine Lösung für Geschiedene?

Klar ist, dass es zahlreiche Streitthemen gibt. Eines ist die Frage nach der Zulassung wiederverheirateter Geschiedener zur Kommunion. Hier ist eine generelle Zulassung der Betroffenen zu den Sakramenten nicht zu erwarten. Allerdings könnten in Einzelfällen Erleichterungen eingeführt werden, wie SRF-Korrespondent Franco Battel in Rom erklärt.

Vorstellbar sei etwa, dass Geschiedene eine Art Katechismus durchlaufen und am Ende dieses Prozesses wieder zu Kommunion und Beichte zugelassen werden. «Das könnte einer dieser Kompromisse sein», so Battel.

Audio
Änderungen sind allenfalls in der Form und in Details zu erwarten
aus SRF 4 News aktuell vom 02.10.2015.
abspielen. Laufzeit 4 Minuten 48 Sekunden.

Keine Akzeptanz von Homosexuellen

Ein anderes, höchst umstrittenes Thema ist die Akzeptanz gleichgeschlechtlicher Beziehungen durch die katholische Kirche. Auch hier ist höchstens mit kleinen Schritten zu rechnen. Die Synode werde sich wohl auf der vom Papst bereits angedeuteten Linie weiterbewegen, so Battel: Homosexuelle sollen nicht verurteilt oder ausgegrenzt werden.

«Das heisst nicht, dass die katholische Kirche gleichgeschlechtliche Partnerschaften anerkennt», betont der Korrespondent. Dies sei ausgeschlossen. «Nicht einmal die liberalsten Bischöfe – etwa jene aus Deutschland – fordern die Anerkennung gleichgeschlechtlicher Partnerschaften.»

Empfehlungspapier an den Papst

Battel erwartet als Ergebnis der dreiwöchigen Diskussionen in Rom ein Papier der versammelten Bischöfe, das ihre Empfehlungen zu Handen von Papst Franziskus festhält. Das Dokument der Synode sei für den Papst zwar nicht bindend. Trotzdem dürfe man davon ausgehen, dass die Ergebnisse der Synode bei den päpstlichen Entscheiden über den künftigen Kurs der katholischen Kirche einfliessen werden, so der Mann in Rom. «Der Papst wird dann irgendwann einmal eine Entscheidung treffen.»

Im Vorfeld der Bischofssynode vermied es der Pontifex übrigens, klare Stellungnahmen zu den geplanten Diskussionsthemen abzugeben. Sein Wunsch ist es, dass die Kirchenmänner offen über die umstrittenen Familienthemen diskutieren.

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