Brasiliens Börsen feierten schon vor dem Fall: Der Kurs des Ölkonzerns Petrobras schloss am Dienstagabend mit einem deutlichen Plus, weil Gerüchte über den bevorstehenden Rücktritt der Petrobras-Spitze kursierten. Die Rücktritte waren überfällig, nachdem der Konzern monatelang in den Schlagzeilen gestanden hatte.
Präsidentin Roussef war Petrobras-Chefin
Aus den Kassen des staatlichen Unternehmens sollen in den letzten zehn Jahren mindestens vier Milliarden Dollar Bestechungsgelder in die Politik geflossen sein. Begünstigt wurde angeblich in erster Linie die Arbeiterpartei des damaligen Präsidenten Luiz Inácio Lula da Silva. Die Untersuchungsbehörden gehen aber davon aus, dass die veruntreute Summe noch grösser werden kann, wenn die Ermittlungen einmal abgeschlossen sind.
Der Skandal hat dem Ölkonzern wirtschaftlich enorm geschadet. Er setzt aber auch die aktuelle Regierung von Dilma Rousseff unter Druck. Die Staatspräsidentin war in den Jahren der grossen Korruption Präsidentin des Petrobras-Verwaltungsrates. Ob auch gegen sie ermittelt wird, ist bisher nicht bekannt. Aber allein der Umstand, dass unter ihrer Führung ein Geflecht korrupter Geschäfte in diesem Ausmass möglich war, wirft ein schlechtes Licht auf sie.
Wie weiter?
Die Rücktritte der Petrobras-Spitze bringen eine kurze Entlastung – mehr nicht. Rousseff muss jede weitere Enthüllung fürchten. Und offenbar ist es schwierig, Nachfolger für die Firmenführung zu finden. Niemand scheint darauf erpicht zu sein, diesen Stall auszumisten. Deshalb könnte der Börsenkurs von Petrobras auch bald wieder fallen.