Die Feuerpause steht auf wackeligen Beinen: Trotz der neuen Waffenruhe sind in Aleppo Gefechte zwischen Regimekräften und Rebellen ausgebrochen. Beide Seiten hätten sich in der Nähe eines Korridors beschossen. Via den Korridor ist vorgesehen, dass die Oppositionskämpfer den Osten der Stadt verlassen können. Dieser Teil wird von ihnen kontrolliert. Dies meldete die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte. Dabei seien mindestens drei Menschen verletzt worden.
Gegenseitige Vorwürfe
In den anderen Gebieten der Stadt sei Ruhe eingekehrt, erklärten die Menschenrechtler weiter. Einige Menschen hätten versucht die Rebellengebiete über Korridore zu verlassen. Allerdings: Wegen der Gefechte und Scharfschützen sei das jedoch nicht möglich gewesen. In dem von der Regierung kontrollierten Stadtviertel Al-Muscharika seien zehn Granaten eingeschlagen.
Die Armee wirft den Aufständischen vor, diese Menschen an der Flucht zu hindern und als menschliche Schutzschilde zu missbrauchen. Die Rebellen dagegen vermuten, dass das Militär die Zivilisten lediglich ziehen lassen will, um die gesamte Stadt einnehmen zu können.
Trotz der angespannten Lage, scheint es Hoffnungen auf eine verlängerte Feuerpause zu geben. So hat Russland der UNO für Aleppo eine längere Feuerpause zugesichert als bisher bekannt war. Sie soll nun für vier Tage gelten – während 11 Stunden, täglich. Dies erklärte Jan Egeland in Genf. Egeland ist der UNO-Gesandte, der für humanitäre Fragen zuständig ist.
Abtransport der Verletzten frühestens ab Freitag
Egeland erklärte weiter, die Versorgung der Bevölkerung habe noch nicht begonnen. Die Regierungen in Damaskus und Moskau sowie die Aufständischen hätten dafür gerade erst grünes Licht gegeben. Er hoffe aber, dass die ersten mehreren hundert Kranken und Verletzten am Freitag aus der besonders hart umkämpften Stadt gebracht werden könnten. Es gebe aber noch keine Vereinbarung darüber, Lebensmittel in die belagerten Viertel liefern zu können.
Aleppo hatte in den vergangenen Wochen die heftigsten syrischen und russischen Luftangriffe seit Ausbruch des Konflikts im Frühjahr 2011 erlebt. In den belagerten Rebellengebieten im Osten der Stadt leben noch rund 250'000 Menschen. Sie leiden unter einem massiven Mangel an Nahrungsmitteln, Trinkwasser und medizinischer Versorgung.