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International Schlepper rechnen mit Rettungsaktionen

Italien und andere Länder Europas sind seit Jahren im Mittelmeer präsent, um in Seenot geratene Migranten und Flüchtlinge zu retten. Diese Rettungsaktionen nützen auch den Menschenschmugglern. Das belegt eine Studie der Universität Palermo. Helfen müsse man trotzdem, sagt Italiens Regierung.

«Wer in Seenot gerät, wird von uns gerettet.» Mit diesen eindeutigen Worten beschreibt Enrico Credendino seinen Auftrag. Der italienische Admiral leitet die europäische Rettungsaktion im Mittelmeer, die «Operation Sophia».

Italiens Innenminister Angelino Alfano sagt das gleiche, lässt dabei aber jede Zurückhaltung fallen: «Wir sind Weltmeister der Menschlichkeit.»

Tatsächlich haben vor allem die italienische Küstenwache und die Marine in den letzten Jahren zehntausende Flüchtlinge und Migranten aus akuter Seenot gerettet. Die Italiener legen dabei eine Zuverlässigkeit an den Tag, die auch den Schleppern nicht verborgen blieb.

Darum sind sie längst dazu übergegangen, die meist vollkommen überfüllten Schlauch- und Fischerboote vom libyschen Strand aus nur noch knapp über die 12-Meilen-Grenze in internationale Gewässer zu schieben, weil sie wissen, dass die meisten von ihnen dort gerettet werden.

Keine Seerettung bedeutet tausende Tote

Die Regierung von Matteo Renzi hat bisher nie auch nur mit dem Gedanken gespielt, dieses menschenverachtende Kalkül zu durchbrechen, indem sie die Seerettungen einstellt. Denn die Folge wären mit grösster Wahrscheinlichkeit tausende Tote in kürzester Zeit.

Leben zu retten ist tatsächlich die erste italienische Priorität. Erst an zweiter Stelle steht das Bestreben, die Fluchtbewegung zu reduzieren oder zu stoppen. Italien will das vor allem erreichen, indem man der neuen libyschen Regierung dabei hilft, wieder eine eigene Küstenwache aufzubauen.

Vieles hängt von der Situation in Libyen ab

Optimisten sagen, bis in drei oder vier Monaten könne Libyen wenigstens einen Teil seiner Küsten wieder selber kontrollieren und Flüchtlingsboote stoppen. Pessimisten sagen, dass in Libyen längst zu viele Clans von den Migranten und ihrem Geld profitieren. Dieses Geschäft werde weiter florieren.

Anfänglich hoffte Italien, durch eine rigorose Strafverfolgung im Meer aufgegriffener Schlepper Nachahmer abzuschrecken. Trotz zahlreicher Urteile hat sich aber nichts geändert, denn die Schlepper, die man bisher fasste, waren stets die kleinen Fische.

Die Drahtzieher im libyschen und afrikanischen Hinterland blieben unbehelligt. Und das Elend in vielen dieser Länder treibt ihnen täglich neue Leute zu, die alles riskieren, um nach Europa zu gelangen.

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