Die Schweizer Piloten sind beunruhigt: Nach dem Flugzeugabsturz in der Ukraine sind alte Gewissheiten ins Wanken geraten. «Bis jetzt ist man davon ausgegangen, dass auf Reiseflughöhe die Sicherheit gewährleistet ist», sagt Tobias Mattle von der Pilotenvereinigung Aeropers. «Nun braucht es eine Diskussion darüber, welche Kriterien herangezogen werden müssen, um ein Krisengebiet zu definieren.»
Vereinfacht gesagt ist heute jedes Land selbst für seinen Luftraum verantwortlich. Keine internationale Organisation kann verbindlich verordnen, dass Passagierflugzeuge gewisse Gebiete meiden müssen.
ICAO soll sich der Aufgabe annehmen
Überflüge bringen Geld. Gerade ärmere Länder haben nur schon deshalb kaum Interesse, sie zu verbieten. Laut Mattle von der Pilotenvereinigung sollte deshalb die Internationale Zivilluftfahrtorganisation ICAO Überflüge unterbinden können.
Bei der ICAO ist das Thema Krisengebiete bereits auf dem Tisch. Die Organisation verfüge über Experten, die sich dem Thema in einer Arbeitsgruppe angenommen hätten, sagt Mattle. «Ich gehe davon aus, dass sie in Kürze erste Empfehlungen herausgeben werden.»
Swiss unterstützt internationalen Gipfel
Blosse Empfehlungen reichen jetzt aber eben nicht mehr aus. Die Fluggesellschaft Lufthansa fordert nach dem Vorfall in der Ukraine einen internationalen Gipfel der Airlines. Dort soll rasch über das Risiko von Flügen über Krisengebiete diskutiert werden.
Die Schweizer Tochtergesellschaft Swiss begrüsst das Anliegen. «Wir unterstützen den von verschiedenen Fluggesellschaften vorgeschlagenen Gipfel», sagt Sprecherin Susanne Mühlemann. «Denn der Absturz der Malaysia Airlines stellt ganz klar eine neue Grössenordnung für die zivile Luftfahrt dar.» Die Swiss sei offen für eine Diskussion über verbindliche Definitionen von Krisengebieten und Überflugverboten.
Regeln müssen für alle Gesellschaften gelten
Dies gilt auch für das Bundesamt für Zivilluftfahrt. «Im Lichte dieses jüngsten Vorfalls wird man nicht darum herumkommen», sagt Sprecher Urs Holderegger. «Denn es ist etwas passiert, womit man nicht gerechnet hat. Das ist eine neue Dimension.»
Allerdings dürfe man wirtschaftliche Kriterien nicht ausser Acht lassen, so Holderegger. Je kürzer und direkter eine Flugroute, desto günstiger ist der Flug für die Fluggesellschaften und damit auch für die Passagiere.
Swiss-Sprecherin Mühlemann hält dem entgegen, dass die wirtschaftlichen Folgen von Umwegen akzeptabel seien, wenn sie für alle Fluggesellschaften gälten. Klar ist, dass weder die Swiss noch eine andere Airline Katastrophen wie jene in der Ukraine in Kauf nehmen würden, nur um Kerosin zu sparen.