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Smog-Alarm in China
Aus Tagesschau am Vorabend vom 25.02.2014.

International Smog-Alarm: China bleibt die Luft weg

400 Millionen Chinesen leiden unter Smog. Pekings Spitäler sind voll und Betriebe drosseln die Produktion. Unterdessen regt sich Kritik an den Behörden. Die melden nur Alarmstufe «Orange» statt «Rot».

Wegen des extremen Smogs haben Behörden in China die zweithöchste Smog-Alarmstufe «Orange» ausgerufen. Diese gilt für rund 400 Millionen Chinesen. Die Schadstoffbelastung in den meisten grösseren Städten im Norden und in den mittleren Regionen des Landes lag am Dienstag nach amtlichen Angaben auf «gefährlich» hohem Niveau. Der Luftindex überstieg vielerorts Werte von 400, was dem 16-fachen des von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) empfohlenen Grenzwertes entspricht.

Audio
Chinas Grossstädte ersticken im Smog (Gespräch mit Urs Morf)
aus Rendez-vous vom 25.02.2014.
abspielen. Laufzeit 4 Minuten 42 Sekunden.

Luftwerte extrem gesundheitsgefährdend

Das Meteorologische Zentrum verhängte den Smog-Alarm für die Metropolen Peking und Tianjin sowie die sechs Provinzen Hebei, Shanxi, Shandong, Henan, Shaanxi und Liaoning. In der chinesischen Hauptstadt gilt schon seit Freitag Alarmstufe «Orange». Die Stadt leidet bereits den siebten Tag in Folge unter schlimmer Luftverschmutzung. Die Sichtweite beträgt nur wenige hundert Meter.

Energiefresser China

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Die zweitgrösste Volkswirtschaft der Welt ist der weltgrösste Energieverbraucher. Zwei Drittel der Energie in China stammt aus Kohle. Der Energieverbrauch in China ist pro Kopf 40 Prozent höher als im Weltdurchschnitt. Die Zahl der Autos auf Chinas Strassen ist von 16 Millionen im Jahr 2000 auf heute rund 100 Millionen gestiegen.

Die Luftwerte für den besonders gefährlichen Feinstaub in Peking erreichten am Dienstag das 17- bis 20-fache des WHO-Richtwertes. In der Hauptstadt waren die Krankenhäuser mit Patienten überfüllt, die unter Atemwegs- oder Herz- und Kreislaufproblemen litten. «Doppelt so viele, wie vor Wochenfrist», erklärt SRF-Korrespondent Urs Morf.

Die Gesundheitsbehörden riefen ältere Menschen und Kinder auf, nicht vor die Tür zu gehen. Die 20 Millionen Pekinger sollten sich mit Atemmasken schützen, falls sie doch auf die Strasse müssten.

Nach Schätzungen chinesischer Wissenschaftler sterben jährlich 350'000 bis 500'000 Chinesen vorzeitig an den Folgen der hohen Luftverschmutzung.

Eingeschränkte Produktion

Auf Kritik im Volk, dass keine einschneidenden Massnahmen ergriffen werden, entgegnete die Stadtregierung, dass 36 Industriebetriebe ihre Produktion eingestellt und 75 weitere ihren Ausstoss auf Anweisung um 30 Prozent reduziert hätten. Weitere 36 hätten ihre Produktion freiwillig verringert. Doch gab es Unverständnis, dass angesichts der extremen Werte nicht die höchste Alarmstufe «Rot» ausgerufen wurde, was Fahrverbote und weitergehende Werksschliessungen zur Folge hätte.

Chinesische Frau mit Mundschutz vor Stadt mit Smog
Legende: In Peking ist die Sichtweite auf wenige hundert Meter gefallen. Die Luftwerte liegen bis zu 20fach über dem Grenzwert. Keystone

Für Peking würde das eine Reduzierung des Stadtverkehrs um fünfzig Prozent bedeuten, so Morf. Aber: «Wenn das Peking alleine macht, dann reicht das eben nicht. Denn diese Umweltbelastung wird ja nicht nur im Pekinger Stadtgebiet produziert, sondern in den umliegenden Provinzen. Dass die auch zu so drastischen Methoden greifen würden, ist zu bezweifeln», ergänzt der SRF-Korrespondent.

Öffentliche Kritik

In einem Kommentar forderte die Tageszeitung «China Daily» «einschneidende Massnahmen» und ein Umdenken der Behörden. Bestraft werden müssten jene, die der Wirtschaftsentwicklung Vorrang vor der Nachhaltigkeit einräumten. «Die Luftverschmutzung, unter der wir jetzt leiden, ist das Ergebnis vieler Jahre industrieller Entwicklung, ohne jemals der Beschränkung der Umweltverschmutzung ausreichend Aufmerksamkeit geschenkt zu haben», schrieb das Blatt.

Die Beseitigung umweltverschmutzender Zement- oder Stahlwerke werde verschleppt, weil örtliche Behörden um ihre Einnahmequellen bangten. Modernisierungen für den Umweltschutz seien häufig «das Letzte», wozu lokale Stellen bereit seien, meinte das Blatt.

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