Es ist die Rückkehr eines Helden, die in Kurunegala besungen wird. Die letzte Veranstaltung in Rajapaksas Wahlbezirk ist eine gekonnte Inszenierung. Tausende sind gekommen, auch buddhistische Mönche. Sie spenden ihm den Segen, den er so dringend braucht.
Mahinda Rajapaksa hat wenig Neues zu bieten. Sein Wahlprogramm besteht aus Vergangenem. Er erinnert daran, dass er die Tamil Tigers 2009 vernichtet hat. «Wir haben die tamilischen Kindersoldaten gerettet. All das ist jetzt vorbei und wir haben das Land entwickelt», ruft Rajapaksa. Die Menge tobt. Mit ausgebreiteten Armen steht er da, als sei er noch Präsident und nicht bloss Anwärter auf einen Sitz im Parlament.
Interessen der Bevölkerungsmehrheit
Für das Publikum bleibt er ein Held, unfehlbar und stark. Deshalb werde er ihn wählen, sagt ein angetrunkener Mann, der als Soldat in der letzten Schlacht gekämpft hat. «Rajapaksa ist ein guter Mann. Ich liebe ihn. Er hat den Krieg beendet und er vertritt meine Interessen.»
Es sind dies die Interessen der buddhistisch-singhalesischen Bevölkerungsmehrheit. Für die tamilische Minderheit jedoch ist die politische Rückkehr Rajapaksas ein Schreckensszenario. Viele Tamilien wurden auch nach dem Krieg von Rajapaksas Regierung unterdrückt und verfolgt.
Und selbst die singhalesische Bevölkerungsmehrheit und die Sri Lankische Freiheitspartei, der Rajapaksa angehört, sind tief gespalten. Das wurde bei den Präsidentenwahlen im vergangenen Januar klar. Damals wurde Rajapaksa überraschenderweise von seinem treuen Parteigefährten Maithripala Sirisena besiegt. Für Rajapaksa war das Hochverrat, für viele andere war es die gerechte Strafe für einen, der zu gierig geworden war.
Kein Platz für Korruption
Präsident Sirisena hat in den letzten Monaten damit begonnen, seine eigene Machtfülle einzugrenzen und jene des Ministerpräsidenten zu erweitern. Zum Ministerpräsidenten ernannte er Ranil Wickremesinghe von der Vereinten Nationalpartei. Ihr werden bei den Parlamentswahlen am meisten Chancen ausgerechnet.
Auch der Ministerpräsident ist nach Kurunegala, in den Wahlbezirk seines Widersachers Rajapaksa, gereist – wenn auch an einem anderen Tag, für ein anderes Publikum.
Er verspricht ein neues Land, eines, das ausländische Investoren willkommen heisst und in dem Korruption keinen Platz hat. Von jetzt an könne jeder sagen, was er denke, ohne um sein Leben zu fürchten, verspricht Wickremesinghe.
Kriegerische Vergangenheit oder hoffnungsvolle Zukunft?
Das entspricht auch den Vorstellungen von Präsident Sirisena. Und das führt zu einer äusserst bizarren politischen Situation. Sirisena hofft ironischerweise, dass seine eigene Freiheitspartei bei den bevorstehenden Parlamentswahlen weniger Sitze gewinnen wird als die Vereinte Nationalpartei von Wickremesinghe.
Nur so kann er ihn als Ministerpräsidenten behalten. Eines will er auf keinen Fall: dass Rajapaksa Ministerpräsident wird – gleiche Partei hin oder her. Das schrieb er klipp und klar in einem offenen Brief an Rajapaksa.
Als Liebesbrief verhöhnt Rajapaksa den Brief des Präsidenten. Er lässt sich kurz vor der Wahl in einem Tempel von 70 Müttern segnen. Doch nicht einmal das könnte ihm diesmal helfen. Denn bei diesen Wahlen geht es um mehr als Parteipolitik. Es geht darum, was die Sri Lanker höher werten: Eine kriegerische Vergangenheit oder eine hoffnungsvolle Zukunft.