Es herrscht ehrfürchtige Stille auf dem Platz, die Versammelten sind erschüttert, viele sprachlos, einige kämpfen gegen die Tränen. Eine junge Frau kniet am Boden, hält ihre Hand schützend über die kleinen Kerzen, die der auffrischende Wind auszublasen droht. Überall sind Blumen, Fotografien von Opfern. Familien und Freunde von Verstorbenen haben Worte des Trosts auf improvisierte Plakate geschrieben.
Eine Gruppe junger Muslime mit tunesischen Wurzeln steht etwas abseits. Einer von ihnen erzählt mit betroffenem Blick, er wohne gleich um die Ecke, nicht weit von dort, wo am Freitagabend die Schüsse fielen.
Es geht doch nicht um Religion, in Tat und Wahrheit sind das doch Faschisten.
Es hätte mich treffen können, es hätte Sie treffen können, es hätte den Monsieur treffen können, der gerade zu uns gestossen ist. Das mache ihn so wütend. Er habe Blut und Leichenteile gesehen. Die Terroristen seien Kriminelle. Ihre Tat habe nichts mit Islam zu tun.
Sein Kollege pflichtet bei: «Was die Leute nicht verstehen, ist dass wir Muslime erst recht Opfer der Terroristen sind, noch mehr als alle andern. Wir leiden, und am Schluss werden wir auch noch an den Pranger gestellt.» Die Sache ist für die jungen Franzosen klar: «Es geht doch nicht um Religion, in Tat und Wahrheit sind das doch Faschisten.»
Kippt die Stimmung in der Politik?
Die Stimmung hat sich seit Januar verändert. Zwar distanzierten sich die Muslimorganisationen umgehend von den Anschlägen, 15 Imame bekundeten heute vor der Konzerthalle Bataclan ihre Solidarität mit den Opfern. Doch kaum jemand nimmt öffentlich die grosse Mehrheit der Muslime in Schutz.
Nach den Anschlägen von «Charlie Hebdo» hatte Präsident Hollande sehr schnell Dalil Boubakeur empfangen, den Rektor der Grossen Moschee von Paris, um ein Zeichen zu setzen. Diesmal trifft Hollande nur Politiker, Politiker wie Oppositionsführer Nicolas Sarkozy.
Dieser, Sarkozy, forderte heute nach einem Treffen mit dem Präsidenten eine neue europäische Migrationspolitik. Und der rechtsextreme Front National verlangt, Hassprediger und illegale Einwanderer müssten des Landes verwiesen werden. Marine Le Pen nennt dabei Fanatiker und Extremisten in einem Atemzug mit Schutzsuchenden, die vor Krieg und Elend fliehen.
Und der rechtsextreme Front National verlangt, Hassprediger und illegale Einwanderer müssten des Landes verwiesen werden. Marine Le Pen nennt dabei Fanatiker und Extremisten in einem Atemzug mit Schutzsuchenden, die vor Krieg und Elend fliehen.
Doch populistische Vereinfachungen fallen im gegenwärtigen Klima der Verunsicherung auf einen fruchtbaren Boden. Die Tunesier auf der Place de la République sind überzeugt, dass die Anschläge den Front National stärken werden.