Der fünfte Jahrestag der Unabhängigkeit Südsudans ist von blutigen Auseinandersetzungen in der Hauptstadt Juba überschattet worden. Bei Kämpfen zwischen rivalisierenden Gruppen sind dem Militär zufolge mindestens 115 Soldaten getötet worden. Die Zahl der Toten könne noch steigen, sagte ein Armeesprecher.
Die Auseinandersetzungen begannen am Präsidentenpalast, als dort Präsident Salva Kiir und der frühere Rebellenführer Riek Machar, der inzwischen Vize-Präsident ist, am Freitagabend zu einer gemeinsamen Medienkonferenz zusammenkamen.
Etwa eine halbe Stunde lang waren Schüsse und Artilleriefeuer zu hören. «Was da draussen passiert, können wir Ihnen nicht erklären», sagte Kiir. Machars Sprecher James Gatdek Dak erklärte, Kiir und Machar hätten «zur Ruhe aufgerufen – hoffentlich ist bald Ruhe!»
Einheitsregierung trotz blutiger Rivalität
Der Machtkampf zwischen Kiir und Machar eskalierte im Dezember 2013. Seitdem wurden bei Kämpfen zwischen Regierungstruppen und den von Machar geführten Rebellen zehntausende Menschen getötet. Fast drei Millionen Menschen wurden in die Flucht getrieben, fünf Millionen sind auf Nahrungsmittelhilfe angewiesen.
Seit April stehen die einstigen Rivalen nach dem Abschluss eines Friedensabkommens gemeinsam an der Spitze des Staates. Die blutigen Auseinandersetzungen zwischen beiden Seiten vom Freitag waren die ersten, die sich seit August 2015 in der Hauptstadt Juba ereigneten.
Vor fünf Jahren feierte die jüngste Nation der Welt nach einem 20-jährigen Bürgerkrieg ihre Unabhängigkeit. Für Samstag waren ursprünglich Feierlichkeiten zum Jubiläum geplant gewesen. Aus finanziellen Gründen wurden sie jedoch grösstenteils abgesagt.
Es droht eine Hungersnot
Das Flüchtlingshilfswerk der Vereinten Nationen (UNHCR) warnte unterdessen, dass immer mehr Menschen im Land von Hunger und Elend bedroht seien. Fast jeder vierte Einwohner des jüngsten Staates der Welt sei direkt betroffen.
«Wir sind zutiefst besorgt über die Gewalt in Teilen des Landes und die Vertreibung von Südsudanesen sowohl innerhalb des Landes als auch über die Grenzen in Nachbarstaaten», sagte UNHCR-Sprecherin Melissa Fleming.
Gute Nachrichten hat lediglich das Kinderhilfswerk «Save the Children». Mehr als 400 Kinder seien seit Ausbruch des Bürgerkrieges wieder mit ihren Familien vereint worden. Allerdings seien noch rund 8800 Kinder getrennt von ihren Eltern.