Wenige Stunden bevor die Friedensgespräche zwischen den Rebellen und der Regierung beginnen sollten, überstürzen sich die Ereignisse in Südsudan. Nachdem die Rebellen die strategisch wichtige Stadt Bor wieder erobert hat, verhängt Präsident Salva Kiir den Ausnahmezustand über die Bundesstaaten Jonglei und Unity.
Zehntausende auf der Flucht
Dort liefern sich Regierungstruppen und Rebellen seit zwei Wochen heftige Kämpfe. Seit Mitte Dezember wurden in Bor, der Hauptstadt Jongleis, über 1000 Menschen getötet. Zehntausende suchten dort in den vergangenen Tagen Zuflucht im Flüchtlingslager der UNO-Mission. Fast 100'000 Menschen verliessen die Stadt aus Angst vor ethnisch motivierten Übergriffen. Viele Bewohner von Bor gehören dem Volk der Dinka an. Die Rebellen dagegen sind Nuer.
Hintergrund des Konflikts in Südsudan ist ein ethnisch motivierter Machtkampf zwischen Präsident Salva Kiir und seinem ehemaligen Stellvertreter Riek Machar, den er entlassen hat. Während Kiir der Dinka-Ethnie entstammt, gehört Machar zu den Nuern. Die beiden Volksgruppen sind schon lange verfeindet.
Die Nachbarstaaten von Südsudan hatten den Konfliktparteien eine Frist bis Silvester gesetzt, um die Kämpfe einzustellen und Gespräche aufzunehmen.
Die Afrikanische Union drohte mit Sanktionen, um einen Bürgerkrieg in dem ölreichen Land zu verhindern. Kiir und Machar gaben schliesslich nach und zeigten sich bereit, über Frieden zu verhandeln. Die Gespräche sollen in den nächsten Tagen in Äthiopien beginnen. Ziel ist unter anderem eine Waffenruhe.
Machtkampf zwischen einstigen Verbündeten
2011 spaltete sich Südsudan von Sudan als unabhängiges Land ab. Bei den Rebellengruppen, die zuvor geeint gegen die Zentralregierung Sudans gekämpft hatten, brachen alte ethnische Rivalitäten wieder auf. Heute kämpfen die einstigen Verbündeten um die Macht im jungen Vielvölkerstaat.