Gut sieben Wochen lang hat die Waffenruhe in Syrien gehalten, nun droht ihr Ende: Mehrere Rebellengruppen kündigten am Montag eine neue Offensive an.
Syriens Opposition hat dem Regime in den vergangenen Wochen immer wieder vorgeworfen, gegen die seit Ende Februar geltende Waffenruhe zu verstossen. Zuletzt hatte die Gewalt vor allem im Norden Syriens stark zugenommen. Dort starteten Anhänger des Regimes eine Offensive, um die Rebellen in der Stadt Aleppo von der Aussenwelt abzuschneiden.
Aus Protest gegen den Bruch der Waffenruhe und mangelnde Fortschritte bei der Versorgung Notleidender habe das Hohe Verhandlungskomitee der Regimegegner (HNC) nun den Entschluss gefasst, die Friedensverhandlungen in Genf zu vertagen, erklärte ein Oppositionssprecher am Montag.
Nur drei Delegationsmitglieder reisten nach Genf
Laut UNO-Vermittler Staffan de Mistura bleiben die Vertreter der Gegner von Präsident Baschar al-Assad aber für informelle Beratungen in Genf. Doch von der normalerweise rund 15 Personen umfassenden Delegation trafen am Montag nur drei Mitglieder ein.
Die Vorstellungen der Opposition und der Regierung in Damaskus lägen noch immer weit auseinander, obwohl beide Seiten von politischem Wandel sprächen, sagte de Mistura weiter.
De Mistura kündigte an, am Freitag eine Zwischenbilanz der bisherigen Verhandlungen ziehen und dann über das weitere Vorgehen entscheiden zu wollen.
Frankreichs Präsident Hollande beunruhigt
Der Koordinator der Opposition hatte eine Fortsetzung der Verhandlungen als inakzeptabel bezeichnet, sollten die Regierung und ihre Verbündeten nicht die Belagerung von Städten und Bombenangriffe auf Zivilisten beenden. Ein Vertreter der Oppositionsdelegation sagte, seine Gruppe habe de Mistura gebeten, die Gespräche zu verschieben, bis die Umstände besser seien.
Frankreichs Präsident François Hollande zeigte sich angesichts der jüngsten Entwicklungen besorgt. Er fürchte ernsthaft, dass sich die Friedensverhandlungen festfahren oder abgebrochen werden, sagte Hollande bei einem Besuch in Ägypten.
Obama und Putin für einmal einig
US-Präsident Barack Obama und der russische Staatschef Wladimir Putin berieten telefonisch über die Lage in Syrien. Nach Angaben des Kremls betonten sie, wie wichtig die Friedensgespräche in Genf seien. Nach Kreml-Angaben vereinbarten die Präsidenten, die Kooperation ihrer Militärs und Geheimdienste zu verstärken.