Das syrische Regime hat offenbar begonnen, Hunderte von Reservisten und Wehrpflichtigen einzuziehen. Nach übereinstimmenden Angaben von Regimegegnern und Betroffenen wurden vor allem junge Männer in der Hauptstadt Damaskus aufgefordert, sich bei der Armee zu melden.
In den staatlichen Medien wurden Berichte über eine Generalmobilmachung zurückgewiesen. «Meldungen, wonach studierende Wehrpflichtige angeblich keine Verschiebung des Militärdienstes beantragen können, sind falsch», sagte Hochschulminister Mohammed Jahija Moalla der Zeitung «Al-Watan». Hintergrund ist eine bislang geltende Regel, nach der Studierende ihren Militärdienst verschieben können. Ein entsprechender Antrag muss jeweils bis zum 15. März eingereicht werden.
EU-Mitarbeiter stirbt bei Raketenangriff
Am vergangenen Wochenende hatte es eine «Dshihad-Fatwa» des staatsnahen sunnitischen Klerus gegeben. In dem islamischen Rechtsgutachten wurden die Syrer aufgefordert, sich zum Militärdienst zu melden, da «die Verteidigung des geeinten Vaterlandes und des syrischen Volkes für alle Söhne dieses Volkes eine individuelle religiöse Pflicht ist».
Gut zwei Monate nach Beginn des Krieges ist Syrien weit von Frieden entfernt. Schätzungsweise 100'000 Menschen sind der Gewalt im Land bislang zum Opfer gefallen. Täglich sterben mehr Menschen. Unter den Opfern war am Mittwoch auch ein Mitarbeiter der EU. Nach den Worten der EU-Aussenbeauftragten Catherine Ashton starb der Syrer Ahmed Schehade, ein Mitarbeiter der EU-Vertretung in Damaskus, als er Bewohnern seines Stadtteils helfen wollte.
Regime beschwert sich bei der UNO
Das Regime von Machthaber Bashar al-Assad hat unterdessen eine Beschwerde bei den Vereinten Nationen eingereicht. Nach Angaben der staatlichen Nachrichtenagentur Sana beschwert sich das Aussenministerium darin über westliche Hilfe für die Opposition. Der Brief sei an UNO-Generalsekretär Ban Ki Moon und den Vorsitzenden des Sicherheitsrates gerichtet gewesen.
Dass einige Staaten «nicht-tödliche militärische Ausrüstung» an die Opposition liefern wollten, sei ein weiterer Beweis dafür, dass sie die bewaffneten Aufständischen unterstützten. Ein Grossteil der jüngsten Waffenlieferungen sei an die islamistische Al-Nusra Front gegangen, heisst es in dem Schreiben weiter.