Während der Fussball-Europameisterschaft ist der Terror nach Frankreich zurückgekehrt. Ein wegen Terrorismus vorbestrafter Mann, der sich zur Terrormiliz Islamischer Staat (IS) berief, brachte im westlichen Umland von Paris einen Polizisten und dessen Partnerin um. Dies sei «zweifellos ein Terrorakt», sagte Präsident Hollande. Die Opfer seien «feige von einem Terroristen ermordet worden».
Dreijähriger Bub in Sicherheit
Der Angreifer hatte am Montagabend einen 42 Jahre alten Kriminalkommissar vor dessen Haus erstochen. Dabei soll er nach Zeugenberichten «Allahu akbar» (arabisch für: Gott ist gross) gerufen haben. Danach verschanzte er sich im Gebäude.
Als Spezialkräfte das Haus gegen Mitternacht stürmten und den Mann erschossen, fanden sie die Leiche der Lebensgefährtin des Polizisten. Sie war Sekretärin in einem Kommissariat. Der dreijährige Sohn blieb unversehrt, stand aber unter schwerem Schock.
Video mit Aufruf zu Anschlägen an EM
Die Verhandlungen mit dem Täter hätten kein Ergebnis gebracht, weswegen der Befehl zur Erstürmung des Hauses gegeben worden sei, sagte der Sprecher. Die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) bezeichnete die Geiselnahme als Tat eines ihrer Aktivisten.
Unmittelbar nach der Tat rief der islamistische Attentäter in einem Internet-Video zu weiteren Anschlägen während der Fussball-EM auf. «Wir werden aus der EM einen Friedhof machen», sagte er in dem auf Facebook veröffentlichten Video nach Angaben eines Dschihadismus-Experten, der das inzwischen gelöschte Video gesehen hat. Der Täter habe in dem Video zudem dem Chef der Terrormiliz IS, Abu Bakr al-Bagdadi, seine Treue geschworen.
Liste mit weiteren Zielen
Das Video sei im Haus des getöteten Paares aufgenommen worden, während sich dessen Kind noch darin aufgehalten habe. «Er sagt, einen Polizisten und seine Frau getötet zu haben», berichtete der Experte. Bei dem getöteten Attentäter ist zudem eine Liste mit Zielen gefunden worden, auf der Polizisten, Journalisten und Rapper verzeichnet waren, sagte der Pariser Staatsanwalt François Molins. Innenminister Bernard Cazeneuve sagte darauf, es gehe nun darum, mögliche Komplizen zu finden.
Dier Ermittler nahmen nach der Attacke drei Männer aus dem Umfeld des Angreifers in Gewahrsam. Es handle sich um Männer im Alter von 27, 29 und 44 Jahren, sagte Molins.
Attentäter war vorbestraft
Der 25-jährige Franzose war wegen Anschlagsplanungen vorbestraft. Er sei 2013 wegen Zugehörigkeit zu einem Ableger einer französisch-pakistanischen Dschihad-Gruppe verurteilt worden, hiess es aus französischen Ermittlerkreisen.
Er sei mit sieben anderen Verdächtigen vor Gericht gestanden und habe eine dreijährige Haftstrafe erhalten, von denen sechs Monate auf Bewährung ausgesetzt waren. Der Vorwurf lautete damals, er habe mit der Gruppe «Terroranschläge vorbereiten» wollen.
Die Attacke genau sieben Monate nach den Pariser Terroranschlägen vom 13. November fällt mit der Fussball-EM zusammen, die aus Furcht vor Anschlägen massiv geschützt wird. Weder französische Politiker noch die Polizei haben jedoch bisher einen Zusammenhang zwischen der Attacke und dem Fussballturnier hergestellt. Innenminister Bernard Cazeneuve sprach von einem «abstossenden Terrorakt».