Der Countdown läuft: Nur noch 30 Tage bis zur Eröffnungsfeier der Olympischen Winterspiele im russischen Sotschi. Die Kritik an den Spielen war, ist und bleibt gross. Neben der Menschenrechtslage im Land stehen vor allem die immensen Baukosten im Fokus.
Nun hat der russische Botschafter in der Schweiz, Alexander Golovin, zu der Kritik Stellung bezogen. Er tut das, was man von einem Diplomaten im Dienste des Kremls erwartet – er redet die Probleme klein: «Ich bin einverstanden, dass die Kosten hoch sind, aber ich bin kategorisch nicht einverstanden, das sie unbegründet hoch sind.»
Golovin spricht von einem Rechenfehler
Die gesamten Baukosten der Winterspiele in Sotschi werden auf rund 50 Milliarden Dollar geschätzt. Das wäre mehr als für alle vorherigen Winterspiele zusammen. Aber diese Rechnung sei falsch, erklärt der Botschafter: «Sehr oft addieren die Beobachter die Gelder, die unmittelbar für die Durchführung der Spiele vorgesehen sind, und die Investitionen, die für die Infrastruktur vorgesehen sind. Das ist irreführend.»
Für die Sportanlagen in Sotschi hätten der Staat und private Investoren lediglich 6,4 Milliarden Dollar ausgegeben, betont Golovin. Die restlichen Gelder seien alle in Infrastruktur-Projekte geflossen, die der Allgemeinheit auch nach den Spielen zugute kämen: «Es wurden neue Wege, Strassen, Brücken, Tunnels, ein Seehafen, ein Flughafen, Kommunikations-Einrichtungen und Dutzende Hotels gebaut.»
Korruption ist ein grosses Problem
Ob die zusätzlich gebaute Infrastruktur der Bevölkerung nach den Spielen aber wirklich einen Zusatznutzen bringt, ist fraglich. Bestes Beispiel dafür sind die neuen Auto- und Eisenbahnstrecken von den Stadien an der Schwarzmeerküste hoch ins Skigebiet Krasnaya Polyana. Die Verbindungen führen 48 Kilometer durch gebirgiges Gelände. Kostenpunkt: rund 9 Milliarden Dollar – deutlich mehr als die 6,4 Milliarden für sämtliche Sportanlagen.
Ein Grund für die explodierenden Kosten ist die Korruption. Sie hat die Ausgaben für die Bauten in Sotschi mehr als verdoppelt, sagen unabhängige Experten. Trotzdem betont Botschafter Golovin, dass nicht nur die teure Infrastruktur, sondern auch die Eisstadien nach den Spielen nützlich sein werden.
«Die werden nicht nur rentabel weiter betrieben, die werden umgebaut», erklärt er. «Das Eiskunstlaufzentrum transformiert sich in einen Austellungskomplex. Und das Hauptmedienzentrum in einen multifunktionalen Handels- und Vergnügungskomplex.»
Fest geplant und bereits im Bau ist auch eine Formel-1-Strecke im Olympiapark an der Meeresküste. Man darf gespannt sein, wie teuer dieses Projekt am Ende wird.