Bei den israelischen Luftangriffen im Gazastreifen sind nach Angaben von palästinensischen Ärzten acht Menschen getötet worden. Vier weitere militante Palästinenser seien verletzt worden, sagten die Mediziner. Die Luftangriffe auf Ziele in dem Küstengebiet am Mittelmeer sind eine Reaktion Israels auf Dutzende Raketen, die militante Palästinenser seit Tagen auf israelische Ortschaften abfeuern.
Auslöser für die neuen Spannungen zwischen Israel und den Palästinensern waren die Entführung und die Ermordung von drei jüdischen Religionsschülern sowie der mutmassliche Rachemord an einem palästinensischen Jugendlichen. In letzterem Fall nahm die israelische Polizei am Sonntag sechs jüdische Tatverdächtige fest.
Tunnel bombardiert
Ein für die Notfalldienste im Gazastreifen zuständiger Sprecher sagte vor Journalisten, sechs Palästinenser seien bei einem Luftschlag in der Stadt Rafah ums Leben gekommen, zwei weitere seien verletzt worden. In einem Bericht des von der radikalislamischen Hamas in dem Gebiet betriebenen Fernsehsenders Al-Aksa hiess es, die Getöteten gehörten dem bewaffneten Arm der Bewegung an, den Al Kassam-Brigaden.
Die Organisation teilte mit, die Männer seien bei einem Angriff auf einen Tunnel ums Leben gekommen. Dieser sei bereits am Sonntagmorgen erfolgt, die Leichen seien aber erst am frühen Montagmorgen entdeckt worden.
Über 20 Luftangriffe am Sonntag
Am Sonntagabend waren zwei weitere militante Palästinenser bei Attacken von israelischen Kampfflugzeugen getötet worden. Die beiden seien am Eingang des Flüchtlingslagers Al-Bureidsch getroffen worden, berichteten palästinensische Augenzeugen und Ärzte. Die militante Palästinensergruppe Islamischer Dschihad teilte mit, es handle sich um zwei Mitglieder des bewaffneten Arms ihrer Organisation.
Ein Sprecher der israelischen Streitkräfte bezeichnete den fortwährenden Beschuss aus dem Gazastreifen als inakzeptabel. Kampfflugzeuge hätten während der Nacht neun Ziele im gesamten Gazastreifen angegriffen, teilte er am frühen Montagmorgen mit. Nach palästinensischen Angaben flogen Kampfflugzeuge am Sonntag mehr als 20 Angriffe. Mehr als 40 Geschosse wurden auf Israel abgefeuert.
«Nationalistisches Motiv» für Mord
Nach dem Mord an dem palästinensischen Teenager bestätigte ein israelischer Polizeisprecher, die Ermittler gingen von einem «nationalistischen Motiv» für die Tat aus. Einige der festgenommenen Verdächtigen seien dem Gericht vorgeführt worden, um die Dauer der Untersuchungshaft zu verlängern, berichtete die Zeitung «Haaretz». Familienangehörige des ermordeten 16-Jährigen hätten erklärt, sie seien bislang nicht über die Festnahmen informiert worden, obwohl ihnen die Polizei versprochen habe, sie würden als erste über jede Entwicklung unterrichtet.
Der vergangenen Mittwoch tot aufgefundene Mohammed Abu Chedair war nach Palästinenserangaben bei lebendigem Leibe verbrannt worden, nachdem er einen heftigen Schlag auf den Kopf erhalten hatte. In Luftröhre und Lunge des Teenagers seien Spuren von Rauch gefunden worden, teilte der palästinensische Generalstaatsanwalt nach einem vorläufigen Autopsiebericht mit. Von israelischer Seite gab es für die Schlussfolgerungen keine Bestätigung.
Abbas wendet sich an UNO-Chef
Palästinenserpräsident Mahmud Abbas forderte in einem Brief an UNO-Generalsekretär Ban Ki Moon eine internationale Untersuchung des Mordes. Die Tötung des jungen Arabers sowie vorher die der drei jüdischen Teenager hat einen der schlimmsten Gewaltausbrüche im palästinensisch-israelischen Konflikt seit Jahren ausgelöst.
In mehreren Orten Israels kam es zuletzt zu Ausschreitungen wütender arabischer Bürger. Die Szenen erinnerten an gewaltsame Proteste zu Beginn des Palästinenseraufstands im Herbst 2000. Damals waren 13 israelische Araber von der Polizei getötet worden. Ägypten versucht zu vermitteln.